
Ich hab das Gefühl wenn man 19 Jahre alt ist, fühlt sich ein einzelnes Jahr im eigenen Leben unfassbar lang an. Ich befinde mich am Ende meines Praktikums und blicke zurück auf 13 Monate voller Erlebnisse, Erfahrungen und eine ganz enge Verbundenheit nicht nur zu Norwegen und Oslo, sondern auch zum Glauben und zum Leben im Katarinhjemmet Kloster.
Als Praktikant bei den Dominikanerinnen im Sankta Katarinhjemmet wurden mir eine Reihe von Aufgaben zugeteilt, die in ihrer Art unheimlich vielfältig waren. Zum Einen ist man natürlich Freiwilliger im Kloster und damit ist die erste und wichtigste Arbeit die Schwestern in ihrem Alltag zu unterstützen. Das konnte für mich bedeuten in der Küche zu helfen, hier und da zu putzen oder Frühstück und Abendessen für die Studenten des von den Schwestern betriebenen Studentenwohnheims zu bereiten, aber auch an wichtigen Feiertagen bei der Vorbereitung zu helfen.
Gemeindeleben in Oslo

Dennoch ist es den Schwestern sehr wichtig, dass man zudem die Kirchengemeinde in Oslo kennenlernt und ein Teil dieser Gemeinde wird. Es gibt drei größere Gemeinden in Oslo, wobei eine davon, St. Johannes, erst seit 2013 existiert. Dementsprechend chaotisch waren manche Dinge noch. Die Archive und Bücher waren mal geführt worden, mal nicht und daher wurde es zu meiner Aufgabe zu versuchen Herrin des Chaos zu werden. Durch meine Arbeit dort lernte ich auch eine Reihe von Freunden kennen und begann auch dort ab und zu bei Gottesdiensten und Festen dabei zu sein.
Die größte Kirchengemeinde in Oslo ist die der St. Olav Kirche. Man kommt gar nicht drum herum dort einen großen Teil seiner Zeit zu verbringen. Sei es beim wöchentlichen Treffen mit der Studentengruppe SPES oder zur Arbeit.
Dort habe ich auch jeden Freitag beim Friday lunch geholfen. Beim Friday lunch werden in der Regel eine warme Mahlzeit, Obst, Brot und Kaffee und Tee serviert und jeder, der Lust hat kann dort wenig aber auch viel Zeit verbringen. Dies war eine meiner liebsten Tätigkeiten, da ich manchmal stundenlang mit Leuten in Gespräche vertieft war.
Sprachbarrieren überwunden
Meine liebste Tätigkeit war der Deutschunterricht in der Katholischen Schule. Erst war ich dort cirka 6 Monate alleine, aber besonders Spaß gemacht hat es mir ab Januar als Rebecca als neue deutsche Freiwillige des Bonifatiuswerkes mit dabei war.
Uns wurde dort von dem Lehrer, mit dem wir zusammen gearbeitet haben, immer wieder die Möglichkeit gegeben eigenständig Unterrichtszeit zu gestalten oder einzeln mit den Schülern der 8. und 10. Klasse ihr Deutsch zu üben. Die Kinder sind uns beiden mit der Zeit sehr ans Herz gewachsen und diese Erfahrung war definitiv eine meiner schönsten.
Doch da hatte ich am Anfang sehr mit der Sprachbarriere zu kämpfen. Ich kam mit sehr dürftigen Sprachkenntnissen nach Norwegen und hatte das Gefühl solange ich nicht norwegisch spreche ist es kaum möglich eine Beziehung zu den Schülern aufzubauen. Insgesamt war ich hier manchmal in Situationen, die mich sehr frustriert haben. Momente in denen einen die fremde Sprache einfach anstrengt oder man das Gefühl hat man kommt und kommt nicht weiter.
Doch trotz Sprachbarriere ist die Arbeit von Freiwilligen in der Kirche hier in Norwegen und anderen Ländern von großem Wert, denn man sieht, dass gewisse Felder noch sehr in den Startlöchern stehen und teilweise die Organisation nicht gestemmt werden kann, die die hohe Nachfrage jedoch erfordert, denn zwar ist die katholische Kirche in Norwegen klein, aber sie wächst! Dazu kommt auch, dass im Gegensatz zu anderen Ländern mit einem höheren Anteil Katholiken hier sehr viele wert drauf legen sich zu engagieren auch sehr regelmäßig zum Gottesdienst gehen. Es ist zudem schön zu sehen, wie sehr die Leute hier unser Engagement beziehungsweise die Arbeit des Bonifatiuswerks schätzen.
Abschiedsschmerz
Man erkennt vielleicht an der Tatsache, dass ich ohne zu zögern mein Praktikum um einen Monat verlängert habe, als sich die Möglichkeit bot, dass ich nicht aus Oslo wegwollte. Ich hab mich ohne Ende in diese schönste aller schönsten Städte verliebt und ich und Rebecca haben bereits unsere Rückkehr geplant als wir noch nicht mal ausgezogen waren.
Und nicht nur das. Als ich im November die Chance erhielt gemeinsam mit Camillo, dem Praktikanten aus Bergen, der Eröffnung des St. Olav Doms in Trondheim beizuwohnen, hatte ich die Möglichkeit noch mehr von Norwegen zu sehen und habe nach meiner Liebe für Oslo, meine Liebe für ganz Norwegen erkannt. Natürlich hat dazu auch die Rundreise durch West- und Südnorwegen beigetragen, die ich gemeinsam mit Rebecca unternommen habe. Die Freundschaft zu Rebecca ist überhaupt eine der schönsten, die ich mitnehme. Wir haben so viel Zeit miteinander verbracht und uns gemeinsam immer neue Plätze in Oslo angeschaut und der Abschied im Juli als es für sie zurück nach Deutschland ging war wirklich schwer.
Aber der Hauptgrund für meinen Abschiedsschmerz von Norwegen ist das Leben im Katarinahjemmet, das ich verlassen muss. Man wird so schnell ein Teil dieser Familie, dass man das Katarinahjemmet bereits nach einigen Monaten sein Zuhause nennt. Man lebt mit den Studenten und Freiwilligen zusammen und erfährt schnell, dass hier jeder für jeden da ist und auch für die Schwestern ist es immer die oberste Priorität, dass es einem gut geht. Gerade dieses Gefühl lässt mich hinterfragen, warum ich hier überhaupt weggehe.