Meine letzen Monate in Akureyri

Der April war immer noch mit reichlich Schnee gefüllt, der gegen Ende des Monates sich dann endgültig verabschiedete. „Der Winter“, wie mir jeder sofort erzählte, mit dem ich auf das Thema kam, „war einer der

stärksten, die ich je erlebt habe! Das letzte Mal hatten wir vor 14 Jahren so viel Schnee!" Aus diesem Grund haben mich die Corona-Maßnahmen, die gegen Ende März und im April eintraten, nicht wirklich gestört, denn mehr als ein kleiner Spaziergang war bei dem Wetter sowieso nicht drin.

Corona in Island

Wirklich bemerkbar machte sich Corona erst, als Schwester Marselína aus Paderborn zurückkam und zwei Wochen in Quarantäne musste. Währenddessen kamen auch immer mehr Fotos und besorgte Anrufe aus Deutschland von Freunden und Familie. Sie erzählten von  einem bevorstehenden „Lockdown“, Schutzmasken, leerstehenden Fußgängerzone, ausgekauften Supermärkten und einer allgemein nervösen Atmosphäre. Zur selben Zeit wurden auch in Island Versammlungen von mehr als zwanzig Personen von der Regierung verboten. Cafés und Restaurants rückten ihre Tische auseinander und auf dem Boden der Geschäfte klebten Punkte, Linien und Pfeile, um uns an die zwei Meter Abstandsregel zu erinnern. In der Kirche waren die Schwestern und ich meistens mit dem Pfarrer allein und so fing Schwestern Selestina an, den Gottesdienst für die Gemeinde auf Facebook live zu streamen.

Es wird ernster…?

Richtig nervös wurde ich erst, als die deutsche Botschaft auf Facebook eine Warnung an alle Deutschen in Island herausgab: „Reisende werden gebeten schnellstmöglich mit dem nächsten Flug nach Hause zu fliegen!!“ Einen Tag lang spielte ich mit dem Gedanken, sofort nach Deutschland zurück zu fliegen – wer weiß schon, wann das das nächste Mal wieder möglich sein würde? Die Schwestern und meine Eltern schafften es dann zum Glück mich zu beruhigten und im Rückblick bin ich mit meiner Entscheidung zu bleiben sehr zufrieden. Letztendlich musste ich mein Praktikum um etwa einen Monate verlängern, da es bis Mitte Juni keine Flüge nach Deutschland gab. Island hatte die Situation von Anfang an sehr, sehr gut im Griff. Zwei Wochen nachdem der erste COVID-19 Fall in Island bestätigt war, fing die Regierung an, die ersten Tests durchzuführen und sämtliche Einreisenden mussten sofort zwei Wochen in Quarantäne. Anfang April luden wir uns alle die „Rakning C-19“ App herunter, die offizielle Regierungs-App zur Bekämpfung von COVID-19. Durch Standortverfolgung sollte somit die Eindämmung und Erkennung von Neuinfizierten einfacher werden.

Ostern

Ostern feierten wir natürlich trotzdem. In der Ostermesse wurde feierlich das Kreuz enthüllt und danach gab es im Kloster ein festliches Essen, bei dem wir das erste von fünf Osterlämmern anschnitten. Das letzte, mit Kokosflocken bestreute, Lamm blieb noch bis Anfang Juni unangetastet stehen.

Neues aus der Kinderkrippe

Zu Ostern hatte ich viel vor: ich wollte Ostereier für die Kinder ausblasen und bemalen, Eier färben und mindestens ein Osterlamm backen. Letztendlich schaffte ich es nur für die Schwester, zwei Freunde und mich ein paar Eier zu färben und ein Osterlamm zu backen. Die Kinder waren sowieso mit dem selbstgebastelten Osterkörbchen von Schwester Beatriz versorgt. Der Mai war mit Geburtstagen gefüllt. Jede Woche feierten wir ein, zwei oder drei Geburtstage. Zusammen sangen wir "Hún á afmæli í dag..." und irgendeinem Kind blieb das Lied immer im Kopf hängen, sodass die Melodie den ganzen Tag lang, im ganzen Haus zu hören war. Nachmittags bekam als erstes das Geburtstagkind und danach natürlich auch alle anderen, einen Muffin und einen Ballon, den sie mit nach Hause nehmen durften. Die ersten Kinder haben uns schon verlassen, um in ein paar Monaten weiter in den Kindergarten zu gehen. Deswegen feierten wir zusammen eine Abschlussfeier im Wald. In der Holzhütte neben dem Spielplatz grillten wir Hotdogs und sahen uns anschließend einen 15-minütigen Film, gefüllt mit Erinnerungen des letzten Jahres, an. Es flossen einige Tränen, aber ein paar Stunden später wanderten wir alle satt und zufrieden zurück zum Parkplatz.

Die Krippe in der Coronazeit

Universitäten, Grund- und Mittelschulen hatten zeitweise geschlossen, die Kinderkrippen blieben jedoch in ganz Island offen. Wir mussten uns daran gewöhnen, unsere Hände und auch die der Kinder zu desinfizieren und ein wenig mehr Abstand zu halten, was leichter gesagt ist als getan! Es ist echt schwer „Nein!“ zu sagen, wenn ein Kind vor mir mit einem Lächeln und ausgestreckten Armen steht. Am Ende des Tages desinfizierten wir das benutzte Spielzeug oder wuschen es in der Spülmaschine.

 

Besuch aus Reykjavík

Am 28. Mai kam mich Ulrike aus Reykjavík besuchen. Eigentlich hatten wir unser Treffen schon viel früher geplant, aber Corona kam uns dazwischen. Als wir abends das schöne Wetter für einen Spaziergang nutzen wollten, schwamm gerade ein Wal im Hafen – einen besseren Willkommensgruß gibt es wirklich nicht! Zusammen unternahmen wir einen Ausflug in das wundervolle GeoSea-Bath in Húsavík. Das Schwimmbad lieg ganz oben auf einem Berg direkt an den Klippen, sodass die Wasseroberfläche des Schwimmbads mit der des Meeres eins zu sein scheint. Zwei schöne Stunden verbrachten wir dort und sahen dabei immer wieder Walschulen vorbeischwimmen.

Aufregende Fahrt zum Dettifoss

Am nächsten Tag fuhr Schwester Marselína mit uns zum Dettifoss. An dem gelben Schild „Straße unbefahrbar!“ fuhren wir vorbei, denn es stand ja nicht mittig auf der Straße, sondern nur an der Seite… am Ende kamen wir zwar am Ziel an, jedoch war der Weg bis dahin mehr als abenteuerlich. Durch das viele Schmelzwasser war teilweise die gesamte Straße weggerissen, aber Schwester Marselína steuerte das Auto zielsicher durch zum Teil so tiefe Löcher, dass es ein Wunder war, dass wir nicht aufsetzten. Auf halber Strecke kamen wir schließlich an eine Stelle, die so steil und unbefahrbar schien, dass  Schwester Marselína uns anwies, mit Steinen eine Art Rampe zu bauen. Nach 20 min wagten wir uns schließlich über das Straßenstück und waren froh, als es das Auto heil drüber schaffte und wir nicht so, wie eines der Autos vor uns,

Ölspuren hinterließen. Am Dettifoss angekommen, mussten wir etwas oberhalb parken, da der Schnee noch die Zufahrt zum Parkplatz blockierte. Leider regnete es in Strömen und als wir schließlich wieder im Auto saßen, war alles durch nass, kalt und matschig. Wieder Zuhause nahmen wir alle erst einmal eine heiße Dusche und legten uns dann erschöpft mit einer Wärmflasche ins Bett. Dienstagsmorgen musste sich Ulrike leider schon von uns verabschieden und ich brachte sie zum Bus, der in 6 Stunden wieder in Reykjavik ankommen würde.

Einmal um die Insel

Anfang Mai mietete ich mir mit einer Freundin einen Camper und zusammen umrundeten wir in sieben Tagen die Insel. Die Grenzen Islands waren zu, weshalb kein einziger Tourist zu sehen war und so hatten wir das unglaubliche Glück, Islands schönste Orte komplett allein genießen zu dürfen. Von Akureyri aus fuhren wir in den Osten herunter nach Seyðisfjörður, wo das beliebte Fotomotiv, die Regenbogenkirche steht. Weiter ging es nach Höfn, von wo aus wir die Gletscherlagune und den Diamond Beach besichtigten. Am nächsten Tag fuhren wir in das kleine Dorf Vík, wo wir einen leckeren Burger aßen und den beindruckenden Strand Reynisdrangar anschauten. An unserem letzten Tag fuhren wir zum Geysir und badeten im Anschluss im ältesten Schwimmbad Islands, selbstverständlich auch von einer natürlichen heißen Quelle gewärmt.

Gleðilegan 17. Júní - Hæ hó, jibbí jei!

Am 17. Juni feierte ganz Island den Tag der Unabhängigkeit. Im Jahr 1944 sprachen sich die Isländer endgültig von Dänemark los. Seitdem ist der 17. Juni ein Nationalfeiertag, der mit öffentlichen Gedenkfeiern, Reden und Chorgesang gefeiert wird. Früh morgens quetschten wir uns zu siebt ins Auto und fuhren los. Unser Ziel war ein Wasserfall, der Aldeyjarfoss. In meinen ersten Tagen in Akureyri machten die Schwestern mit mir einen Willkommensausflug zu genau diesem Wasserfall, weshalb es passte, dass diese Fahrt jetzt mein Abschiedsausflug wurde.

Als wir nachmittags wieder in Akureyri ankamen, erinnerte sich Schwester Marselína daran, dass anlässlich des Nationalfeiertags, eine kostenlose Bootstour angeboten wurde. Ich machte mich mit zwei Schwestern sofort auf den Weg und wenig später standen wir an der Reling und sahen Akureyri an uns vorbeiziehen.

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