Norwegens Hauptstadt, Oslo, ist mit knapp 700.000 Einwohnern die größte Stadt des Landes und liegt umgeben von Wäldern an einem Fjord der Westküste. Der Mix aus vielen Altbauten wie dem Schloss, dem Rathaus und dem Nationaltheater und den markanten Neubauten wie der im Jahr 2008 eröffneten Oper machen den besonderen Flair der Stadt aus.
Blick auf Oslo
(Foto: Antonia Stahl)
Wer, wie viele, wie lange?
Eine Freiwillige (w) kann ihr Praktikum 10 Monate in Oslo verbringen. In Ausnahmefällen kann auch eine weitere Freiwillige dort ihr Praktikum absolvieren.
Wo genau?
Was sind deine Einsatzstellen?
Kloster Katarinahjemmet
Deine Haupteinsatzstelle ist das Kloster
der Dominikanerinnen, das mitten in dem belebten Stadtteil "Majorstuen" im Zentrum von Oslo liegt. Dort hilfst du in der Küche, im Gästehaus bei der Vorbereitung der Gästezimmer, der Gartenarbeit
oder der Hausaufgabenbetreuung mit.
Katarinahjemmet
(Foto: Klara Gaßner)
Gemeinden St. Olav und St. Johannes
In den beiden Kirchengemeinden bist du hauptsächlich für die Unterstützung der Verwaltung zuständig. Außerdem hilfst du beim Kirchenkaffee, das nach der sonntäglichen Messe stattfindet, oder der Suppenküche.
St. Johannes-Kirche, Elske bei der Arbeit in St. Johannes, St. Olav-Kirche
(Fotos: Elske Fredeweß)
St. Sunniva Schule
In der katholischen Schule kannst du die Lehrer beim Deutschunterricht unterstützen und ihnen zum Beispiel bei der Korrektur der Hausaufgaben helfen.
Support vor Ort: Sr. Ane-Elisabet (englischsprachig)
Wie wohnst du?
Als Praktikantin wohnst du in einem gemütlichen Einzelzimmer auf dem Studentenkorridor zusammen mit weiteren internationalen Praktikantinnen, die in Oslo studieren oder sich eine Zeit lang im Katarinahjemmet engagieren.
Bei den gemeinsamen Mahlzeiten und Freizeitaktivitäten findest du schnell Anschluss zu deinen neuen Mitbewohnerinnen. Auch zu den Dominikanerinnen ist der Kontakt sehr eng und das nicht nur zu den Gebets- und Messzeiten in der hauseigenen Kapelle, zu der du als Praktikantin eingeladen bist.
Gut vier Wochen lebe ich nun in Oslo (genauer gesagt in Strømmen), aber das ist nur einen Katzensprung entfernt, denn mit dem Zug fährt man nur 13 Minuten bis ins Zentrum. Langsam werden die Nächte kälter und die Tage kürzer. Der Winter bricht an. Es wird im Schatten der Nacht so kalt, dass die metallischen Dächer der Blechbüchsen auf der geschotterten Straße mit Milliarden winzig kleiner Frostkristalle überzogen sind.
Knapp 9 Monate ist es jetzt her, dass ich aufgeregt in den Flieger nach Oslo stieg. Jetzt bin ich eine Weile wieder in Deutschland und langsam wird es Zeit, abschließende Worte zu finden.
Oslo ist eine unglaublich tolle Stadt. Sie ist so bunt und vielseitig. Jeder Bezirk hat seinen ganz eigenen Charakter und überall gibt es Neues zu entdecken. Kleine Märkte, Live Musik und Zimtschnecken in gemütlichen Cafés. Während im Winter die Lichterketten in den Straßen die Nacht erhellen, ist der Himmel im Sommer bis
um 1 Uhr durch einen traumhaften Sonnenuntergang erstrahlt. Sie ist groß genug, um dem Hauptstadtstatus gerecht zu werden, aber trotzdem kann man in 30 min das Panorama von Oslo auf einem Berg bestaunen oder auf einer der kleinen Inseln am Fjord entspannen.
Nach fast elf Monaten ging für mich eine ereignisreiche Zeit in Norwegen zu Ende. Die längste Zeit verbrachte ich in Strømmen bei Oslo. Ich lebte bei den Marianisten und hatte dort eine schöne Nische gefunden. Erste Strukturen erreichte ich durch meinen Norwegisch-Kurs und den Einsatz in der St. Sunniva Schule in der 8., 9. und 10. Klasse. Ich habe gelegentlich ministriert und Pater Andreas zu seelsorgerischen Terminen begleitet, sowie kleine Arbeiten in den zwei Gemeinden St. Halvard und St. Johannes übernommen. Die katholische Jugend NUK konnte ich drei Mal als Koch zu Freizeiten begleiten. Der Norwegisch-Input am Beginn des Praktikums war leider relativ gering. Die vier Wochen des Kurses genügten, um etwas Norwegisch zu verstehen und die notwendigen kleinen Alltagsfloskeln zu lernen. Mehr sollte man vielleicht auch nicht erwarten. Anschluss habe ich darüber allerdings erstmal noch nicht gefunden.
Man sagt ja, in Norwegen sollte man über die dunkle Jahreszeit viel Vitamin D zu sich nehmen, um fit zu bleiben. Ich hatte mir mein eigenes Ermunterungsprogramm zusammengestellt. Als Stammgast in meinem Osloer Irish Pub habe ich einen interessanten Freundeskreis aus Schotten, Iren und Celtic Fans aus aller Welt gewonnen. Gemeinsam fiebern wir bei jedem Celtic Spiel. Ich gelte als das Orakel aus Germany.
Um viel in Norwegen zu erleben, muss man selbst das Heft in die Hand nehmen. In den letzten Monaten hatte ich einige schöne Erlebnisse. Am Volkstrauertag war ich mit dem Deutschen Botschafter nach der Kranzniederlegung Rentiergulasch essen. Beim Bischofsempfang von Bischof Bernt habe ich den aktuellen Literaturnobelpreisträger Jon Fosse gesprochen. Er ist ein glaubenstreuer Katholik. Von ihm habe ich noch nie ein Buch gelesen, aber wenn ich nach Hause komme, werde ich mir ein Buch von ihm kaufen.
Oslo ist eine wunderschöne Stadt. In den letzten knapp 4 Monaten habe ich die Stadt ein bisschen besser kennen und lieben gelernt. Ich liebe die Wälder und Seen, die die Stadt einrahmen und den Hafen, aber auch die kleinen Inseln vor der Stadt. Schon im Laufe des Novembers wurden die Straßen von Oslo mit Weihnachtsdeko geschmückt. Ich liebe die unterschiedlichen verspielten Details jeder einzelnen Straße, die die Dunkelheit des Winters am Nachmittag vertrieben. Leider wurden sie Anfang Januar wieder entfernt.
Als ich am 18.10. aufgeregt aus dem Flugzeug stieg, wurde ich mit offenen Armen von meiner Mentorin begrüßt. Sie holte eine weitere Ordensschwester und mich vom Flughafen ab. Auf der Autofahrt erhielt ich die erste kleine Geschichtseinheit über Oslo. Dabei konnte ich auch alle Fragen, die mir während des Fluges gekommen waren, loswerden.
Am 13. August 2023 bin ich von Dresden mit dem Bus nach Oslo gestartet. Die Fahrt war abenteuerlich. Nach der Überfahrt von Dänemark über den Öresund und dem Zwischenstopp in Malmö (Schweden) mussten alle mit ihrem Gepäck aussteigen und sich in einer Reihe aufstellen. Die
Scheinwerfer warfen ein grelles Licht auf uns Reisende. Terrorwarnung in Schweden! Mit Drogenhunden und der Polizei wurde unsere Reihe abgeschritten und unsere Ausweise und unser Gepäck streng kontrolliert. Froh war ich, als unser Bus mitten in der Nacht weiterfahren durfte, aber wir waren jetzt einer weniger. Ein offenbar gefährlicher Mitfahrer wurde aussortiert. Ich war glücklich, als ich endlich in Oslo ankam. Herzlich wurde ich von meinem Mentor Pater Andreas begrüßt. Wir fuhren nach Strömmen, einem Vorort von Oslo. In einem roten Holzhaus werde ich jetzt mit
den Patres des Ordens der Marianisten wohnen. Nach der langen Reise frühstückten wir gemeinsam mit Pater Erik. Ich fühlte mich hier sofort wohl. Mein erster Spaziergang galt dem Stadion von Stadion Lillestrøm SK.
…eine bunte Zeit mit vielen Hochs und Tiefs, mit Heim- und Fernweh, mit Urlaub und Herausforderungen. Und vor allem denke ich daran, dass ich die Zeit dann doch echt vermissen werde.
Meinen ersten Blogeintrag habe ich mit einer Gedichtzeile von Matthias Claudius beginnen lassen: "Wenn einer eine Reise tut so kann er was erzählen". Nun liegen neun Monate 'Praktikum im Norden' hinter mir und ich stelle fest, dass seine Worte voll ins Schwarze treffen.
So viele Erlebnisse und Erfahrungen kommen mir in den Sinn, dass ihnen ein solch kurzer Bericht nur schwerlich gerecht werden kann.