Das Bonifatiuswerk lädt Dich ein, für sechs bis maximal elf Monate die katholische Diaspora-Kirche in Nordeuropa und im Baltikum während eines "Internationalen Jugendfreiwilligendienstes" kennenzulernen und tatkräftig zu unterstützen!
Kirche in diesen Ländern ist jung, international und in Bewegung, obwohl – oder vielleicht gerade weil – hier nur etwa ein Prozent der Gesamtbevölkerung katholisch ist!
Sobald man den Ausgang des Bergener Flughafens betritt, fällt der orange leuchtende Schriftzug an der dunkelgrauen Felswand sofort ins Auge.
Als wir am Abend des 16. Augusts zum ersten Mal die Ankunftshalle des Flughafens verließen, war der Name der Stadt, die unsere Einsatzstelle und unser Zuhause für die nächsten 10 Monate werden sollte, natürlich sofort erkennbar: Bergen – das Tor zur Welt der Fjorde, bekannt für die sieben Hausberge und natürlich für das immerwährende Regenwetter.
Am 30. November 2024 war es endlich so weit. Das Kloster St. Katarinahjemmet öffnete seine Türen. Damit dieser Tag gelingen konnte, haben wir bereits sehr früh mit der Planung und Vorbereitung begonnen. Dafür durfte ich viel Zeit in der Küche verbringen. Wir haben einige Kilo Plätzchen gebacken, Orangenschalen karamellisiert, Johannisbeersirup gebraut, Äpfel getrocknet, Frühlingsrollen gerollt und Karamellbonbons
abgepackt. Je näher der Tag kam, umso voller wurde die Kühlkammer.
Für mich ist diese Frage bereits ein wichtiger Bestandteil meines begrenzten Lettischwortschatzes geworden. Sie bedeutet übersetzt so viel wie "Sollen wir noch einmal spielen?" und findet im Tageszentrum für Menschen mit Autismus täglich Anwendung. Aber nicht nur diesen Satz habe ich beim UNO-Spielen gelernt, sondern auch die Farben und Zahlen wurden mir anhand des Kartenspiels auf Lettisch beigebracht.
Auch sechs Wochen später kann ich mich noch an das Gefühl erinnern, als ich im
Flugzeug saß und wir in den Landeanflug gingen. Mein Blick fiel auf die schwedische Landschaft mit den süßen, roten Häuschen und, je näher wir dem Flughafen kamen, auf die Dächer der vielen Autos auf dem Parkplatz. In diesem Moment fühlte ich mich wie eine Romanfigur einem Buch. Und seitdem ist so unfassbar viel passiert, dass ich es kaum glauben kann. Manchmal
begreife ich gar nicht richtig, dass das hier mein neues Leben ist. Aber nun einmal von vorne.
Nach zwei Vorbereitungsseminaren, stundenlangem Aussortieren des Kinderzimmers und Kofferpacken hatte das ungeduldige Warten endlich ein Ende und wir machten uns am 2. September endlich auf nach Finnland. Auf dem Weg zum Flughafen war ich sehr unruhig und nervös, aber spätestens, als ich Pauline (meine Mitpraktikantin) vom Bahnsteig des BER abholte, wich die Anspannung und zurück blieb einfach nur noch riesige Vorfreude.
Nach insgesamt zwei Stunden Flugverspätung kamen Siri (meine Mitpraktikantin) und ich mit unseren schweren Koffern mitten in der Nacht im Gästehaus der Birgittenschwestern in Turku an, wo wir herzlichst von unserer Mentorin sowie einer anderen Schwester empfangen wurden. Der Tag beginnt um 9 Uhr mit der Arbeit, egal ob Gästezimmer vorbereiten, in der Küche helfen, bügeln oder den Essenssaal saugen und wischen. Wir kommen nach 10 Monaten zurück und wissen, wie der eigene Haushalt zu führen ist. Um 12 Uhr gibt es dann immer Mittagessen und nachmittags wird das Geschirr gespült und Aufgaben, die gerade so anfallen, werden erledigt. Meistens haben wir aber ab 14:30 Uhr frei. An den Wochenenden müssen wir nicht arbeiten und können deshalb ausschlafen.
Mir kam es wirklich so vor als wolle ganz Island mich willkommen heißen: Als ich vor drei Wochen bei strahlendem Sonnenschein hier ankam wurde ich sofort herzlich aufgenommen und mit Essen versorgt. Gleich am ersten Abend konnte ich meine ersten Polarlichter bestaunen und in den folgenden Tagen das außergewöhnlich gute Wetter für Erkundungstouren in Reykjavik nutzen.
Herzlich bin ich auch am 1. September hier empfangen worden. Und so ist es auch bis heute noch. Auch wenn die Esten nicht sehr nahbar sind, merkt man doch schnell, dass sie froh sind, dass man da ist. Die Kinder grüßen einen auf der Straße oder in der Schule und fragen wie es einem geht und sind sehr aufmerksam. Ich fühle mich hier so wohl und bin wirklich glücklich dieses Abenteuer gewagt zu haben. Estland ist für viele ein unscheinbares und vor allem unbekanntes Land, so auch für mich und so hatte ich nicht wirklich eine Vorstellung davon, was mich hier erwarten würde. Und wie soll ich sagen, die ersten sechs Wochen waren auf jeden Fall schon mal vielversprechend. Ich hab schon so viel erlebt und gesehen und bin wirklich positiv überrascht von diesem Land.
Gut vier Wochen lebe ich nun in Oslo (genauer gesagt in Strømmen), aber das ist nur einen Katzensprung entfernt, denn mit dem Zug fährt man nur 13 Minuten bis ins Zentrum. Langsam werden die Nächte kälter und die Tage kürzer. Der Winter bricht an. Es wird im Schatten der Nacht so kalt, dass die metallischen Dächer der Blechbüchsen auf der geschotterten Straße mit Milliarden winzig kleiner Frostkristalle überzogen sind.