Irgendwo zwischen Mälaren und viel Wald liegt Marieudd – das Ferienhaus des Newman-Instituts. Gefühlt mitten im Nichts.
Am Ende der Welt
Als wir, Konrad, Klara, Clarita, Ricarda und ich dort ankamen war es stockfinster und wir hatten das Gefühl am Ende der Welt angekommen zu sein. Ein ziemlich zugewachsener Schotterweg und zwei Wegschranken verstärkten dieses Gefühl. Und doch liegt dieses Haus nur ca. eine halbe Stunde von Stockholm entfernt. Diesen Abend haben wir in aller Gemütlichkeit vor dem Kamin verbracht, wo wir bei prasselndem Feuer alles Mögliche bequatschten. Der erste Blick am nächsten Morgen war dafür umso beeindruckender: langsam geht die Sonne über dem See auf, der direkt vor der Haustür ist. Vom Küchenfenster aus kann man erst nur Wasser sehen, Marieudd scheint schon fast zu schwimmen. Und das Haus entspricht jedem schwedischen Klischee: direkt am Wasser, rot gestrichen, mit weißen Kanten du einer kleinen Veranda ist es fast zu schön, um echt zu sein. Nach einem ausgiebigen Frühstück starteten wir dann den Arbeitsteil des Tages: Während Konrad, Clarita und Ricarda noch einkaufen waren, machten Klara und ich Inventur in der Küche, zählten das ganze Geschirr und putzten alle Schränke. Als Dan, unser Hausmeister am Newman dann auch noch da war begannen Konrad und Ricarda, die neue Regenwalddusche aufzubauen – „IKEA for advanced“! Aber sie haben es geschafft.
Auf Tuchfühlung mit der Natur
Nach einem gemeinsamen Mittagessen haben wir uns aufgemacht, um Pilze zu jagen. Unsere Ausbeute war gar nicht mal so schlecht. Ohne Ricarda hätten wir uns aber vermutlich vergiftet, da wir anderen überhaupt keine Ahnung vom Pilzesammeln haben. Lustig war es aber schon. Allerdings haben Clarita und ich zwischendurch die anderen verloren und sind ein bisschen einsam durch den Wald geirrt… Aber wir haben uns ja wiedergefunden :) Konrad war unser Pilzkönig, er hat mit Abstand die meisten und größten Pilze gefunden – viele „Karl Johann“ (Steinpilze). Trotz Wind haben wir uns dann ins Wasser gewagt, das auch lange nicht so kalt war wie befürchtet! Nach ein paar Metern gemeinen Steinen geht es sehr flach und sandig in den See und ist damit einfach wunderbar zum Baden geeignet. Der Wind verursachte uns auch noch ein schönes Wellenbad, sodass wir nach kurzer Überwindung wirklich viel Spaß hatten. Aber eins haben wir gelernt: Steine und Felsen sind glitschig!
Backen, essen und Cappuccino
Zurück im Haus war dann Fika-Zeit mit selbstgemachtem Cappuccino von Clarita. Mit (zu) viel Koffein und guter Laune ging es dann daran, alle anderen Pläne weiter zu verfolgen. Heißt: Stockbrotteig vorbereiten, Apfelkuchen backen, Brötchenteig und Flammkuchenteig. Dabei durfte natürlich unsere geliebte Abba-Musik nicht fehlen. Singend, tanzend und lachend waren Clarita, Klara und ich für den Rest des Tages dann mit backen und kochen beschäftigt. Es war ein tolles Gefühl, die selbstgesammelten und gepflückten Pilze und Äpfel zu verarbeiten. Das Ergebnis war ein fürstliches Abendessen mit Steinpilzflammkuchen, gebratenen Zitronenpilzen und Apfelkuchen mit Schlagsahne zum Nachtisch.
Feuer und Wellenrauschen
Diesen wundervollen (und sehr verfressenen) Abend setzten wir am knisternden Lagerfeuer fort, das Rauschen der Wellen im Hintergrund und den klaren Sternenhimmel über uns. Die gegrillten Bananen mit Schokolade waren sehr lecker! Das Stockbrot auch, obwohl es teilweise etwas schwärzlich wurde :) Mit der Zeit wurden unsere Gespräche tiefsinniger und blödsinniger, wir haben viel gelacht und ein bisschen bedauert, dass niemand eine Gitarre dabeihat. Diesen Fehler machen wir beim nächsten Mal nicht mehr. Besonders beeindruckend an diesem Tag war der Sonnenuntergang! Himmel, See und Wald sahen aus, als würden sie in Flammen stehen. Am nächsten Morgen starteten wir unser nächstes Backexperiment, Laugenbrezeln. Es wurden allerdings nur normale Brötchen, da wir mit den schwedischen Begriffen für Natron (Backpulver) und Soda (Natron) durcheinandergekommen sind. Geschmeckt hat es trotzdem. Leider war nach dem Hausputz und einem weiteren Spaziergang zum Hafen der Tag dann schon fast wieder vorbei und wir machten uns auf den Rückweg nach Stockholm und Uppsala. Es waren zwei wunderschöne Tage in Marieudd und ich freue mich schon, wenn wir wieder dorthin fahren!