10 Monate in Schweden - eine Erfahrung, die mir niemand mehr nehmen kann

Fabia hat 10 Monate in der Einsatzstelle in Marielund gearbeitet.
Fabia hat 10 Monate in der Einsatzstelle in Marielund gearbeitet.

10 Monate, unglaublich. Jetzt sitze ich hier im Zug auf dem Weg nach Hause und lasse meine Zeit im Praktikum im Norden nochmal Revue passieren. Irgendwie kann ich es mir noch nicht wirklich vorstellen wieder nach Hause zu kommen. So sehr habe ich mich an den neuen Alltag, das neue Land, die neue Umgebung und die neuen Mitmenschen gewöhnt.

Neu war viel in dieser Zeit in Schweden für mich. Die Arbeit in meinen Einsatzstellen bei der Caritas und in Marielund habe ich so noch nie vorher gemacht - sich mit Geflüchteten zu unterhalten und einfach da zu sein, hinter den Kulissen mitzuarbeiten, damit vor den Kulissen in Marielund alles läuft, für die Arbeit keine materiellen Dinge zu bekommen, aber dafür neue, wichtige und hilfreiche Erfahrungen zu machen.

Die Arbeit in Stockholm

In der Einsatzstelle bei der Caritas habe ich gemeinsam mit Sarah, Martha und Achim eigentlich jeden Dienstag und Mittwoch unserer Kreativität bei der Zubereitung der Sandwiches freien Lauf gelassen. Dadurch und durch unterschiedliche Aktivitäten, wie ein Film- oder Bastelnachmittag, haben wir zusammen für eine freundliche Atmosphäre gesorgt. Der Austausch mit anderen Praktikanten vor Ort war sehr schön und hilfreich, um die neuen Erlebnisse mit Höhen und Tiefen zu verarbeiten und zu teilen. Ganz nach dem Motto: "Geteiltes Leid ist halbes Leid und geteilte Freude ist doppelte Freude". Die Geschichten hinter den unterschiedlichen Menschen zu erfahren war sehr interessant, schockierend, bewundernd und gleichzeitig unvorstellbar und unrealistisch. Ich habe einiges mehr über die Lebenssituationen auf der ganzen Welt erfahren.

Die Arbeit in Marielund

In Marielund haben Sarah und ich gelernt, wie man ein Gästezimmer schön herrichtet. Abspülen, Frühstück und Fika richten gehörte auch zu unseren Aufgaben. Ab und zu haben wir auch mal den Gottesdienst mit unseren Querflöten begleitet. An die flexiblen Arbeitstage und -zeiten musste ich mich erstmal gewöhnen. Praktisch war es dann, dass wir in Marielund in unserer eigenen kleinen richtig schwedischen Stuga gewohnt haben. Das war schon sehr schön und idyllisch. Wer kann schon von sich behaupten, 10 Monate in einer schwedischen rot-weißen Holzhütte direkt am Mälaren gelebt zu haben. Direkt in der Natur mit einem Panoramablick aus dem Wohnzimmer. Einfach nur "underbart" (dt.: wunderbar)!

Die katholische Kirche in Schweden

Innerhalb meines Praktikums konnte ich auch die katholische Kirche in Schweden etwas näher kennenlernen. Ich bin überrascht, wie die "katolska kyrkan" in Schweden ist - konservativer und in gewisser Weise frommer als ich es von Deutschland gewohnt bin. Die Auslebung des Glaubens läuft noch mehr so wie vor vielen Jahren, irgendwie strenger, gerade was zum Beispiel die Kirchenbesuche oder die Beichte angeht. Es gibt für die Jugendlichen richtigen Unterricht, um die Stellung der "katolska kyrkan" in Bezug auf viele Themen zu lehren.

 

Modern ist die "katolska kyrkan" hingegen gerade bei Jugendlichen im Bezug auf die sozialen Medien. Es werden sehr viele Aktivitäten über diese Kanäle mitgeteilt. Die Profile der verschiedenen Jugendgruppen der "katolska kyrkan" sind alle sehr aktiv.

Eine mögliche Erklärung für den konservativeren katholischen Glauben in Schweden ist, dass man sich bewusster für die "katolska kyrkan" entscheidet als in Deutschland. Die meisten Anhänger sind von der "svenska kyrkan" konvertiert und wurden nicht "einfach katholisch getauft", weil die Familie katholisch ist.

Die Reisen während des Praktikums

Ein sehr großer Teil meines Praktikums waren auch all die Reisen, die ich innerhalb der 10 Monate gemacht habe. Ein Wochenende in Uppsala und eines in Rättvik. Eine Woche in Tallinn sowie Tartu mit kurzem Abstecher nach Riga. Ein Trainingswochenende in Orsa Grönklitt. Weihnachten bei uns in Marielund und Silvester in St. Eugenia in Stockholm. Ein Wochenende in Vadstena. Fünf Tage in Visby auf Gotland. Zehn Tage Rundreise auf Island mit Besuch in Akureyri und eine Abschlussreise nach Vadstena über Midsommar. Zahlreiche Stunden in Stockholm und auch ein Ausflug in die Schären war mit dabei. Es war unglaublich schön, die Möglichkeit zu haben andere Praktikanten in ihren Einsatzstellen zu besuchen.

Midsommar in Vadstena

Jana, Katrin, Emily, Monika, Fabia, Lotte, Anna, Theresa, Theresa, Martha und Achim feiern das typische Midsommar Fest (v.l.)
Jana, Katrin, Emily, Monika, Fabia, Lotte, Anna, Theresa, Theresa, Martha und Achim feiern das typische Midsommar Fest (v.l.)

Apropos Midsommar. In Vadstena gab es ein großes Schweden-Praktikanten Treffen. AchimMarthaTheresaAnnaJanaEmilyMonika und ich haben großartige Tage miteinander verbracht, um Midsommar zu feiern: Blumenkränze bei 31°C flechten, für eine Abkühlung in den Vättern springen und an Midsommar durchmachen. Es war richtig idyllisch und mit Vadstena hatten wir für uns genau den richtigen Ort gefunden. 

Einfach nur großartig, dass ich mein Praktikum im Norden mit einem schwedischen Fest, tollem Wetter und in einer schwedischen idyllischen Umgebung gemeinsam mit anderen Praktikanten, beendet habe.

So günstig an so viele Orte in diesem Zeitraum und dann auch noch mit netten Leuten und sozusagen privaten "Stadtführern", kommt man nicht so schnell wieder. Es waren alles schöne Reisen und es hat Spaß gemacht, ein bisschen mehr von der Welt zu sehen in diesen 10 Monaten. Besonders der Island-Roadtrip in einem Camper-Wagen war ein tolles Erlebnis oder auch mal komplett alleine Urlaub in Visby zu machen.

Generell bin ich aber sehr froh, dass ich mein Praktikum im Norden in Schweden in der Nähe von Stockholm machen konnte. So war ich im "Zentrum" der Praktikanten und konnte viele Aktivitäten mitmachen. Außerdem war es gut, an zwei unterschiedlichen Einsatzstellen zu arbeiten, um mehr Abwechslung zu haben. Darüber hinaus war die schwedische Sprache, die meinem Befinden nach, im Prinzip eine Mischung aus Deutsch und Englisch ist, eine Sprache, die man innerhalb von 10 Monaten so lernen kann, dass man sich auf Schwedisch unterhalten kann. Ich fahre jetzt nach Hause und kann sagen: "Jag kann prata svenska" (dt.: Ich kann Schwedisch sprechen).

Die schwedische Sprache und Kultur

"Hej!", "Vad rouligt!", "Tack sa mycket!", "Jag tycker om Sverige!", "Stockholm är verkligen en fin stad!", "Kan jag hjälper dig?" oder ein "Bra försettning!" zum Neujahr. Den Fortschritt zu sehen beim Erlernen der schwedischen Sprache, hat richtig Spaß gemacht. Ein Highlight war, als eine Mitarbeiterin von Marielund mich angerufen hat und ich mein erstes Telefonat komplett auf Schwedisch führen konnte. Das war cool!

Gerade die Einsatzstelle in Marielund hat viel dazu beigetragen, dass ich die schwedische Sprache gelernt habe, da die richtigen Mitarbeiter kein Deutsch oder Englisch konnten, war man gezwungen, Schwedisch zu sprechen. Einfach in eine andere Sprache zu wechseln, weil das einfacher gewesen wäre, ging nicht wirklich. Ich denke nach etwa vier Monaten hatte ich eine gute Grundlage und konnte schon so einige Gespräche auf Schwedisch führen. Ab dann kamen immer mehr Wörter dazu. Irgendwann habe ich dann teilweise auch selbst gemerkt, wenn zum Beispiel die Grammatik nicht ganz gestimmt hat und ich konnte mich verbessern.

Mehr als ein Touristenurlaub

Total spannend war es auch, die schwedische Kultur für 10 Monate zu erleben. In einem einfachen Touristenurlaub kann man das nicht richtig. Man muss wirklich eine gewisse Zeit in dem Land gewesen sein, um die Kultur, Atmosphäre und Einstellung mehr und mehr kennenzulernen. Gemütliche Pausen zwischendurch werden ab sofort nur noch "Fika" genannt und ein Rezept für schwedische "Kanelbullar" (dt.: Zimtschnecken) nehme ich auch mit im Gepäck.

Gesellschaftliches Gleichgewicht

Toll finde ich übrigens die schwedische Work-Life-Balance mit einem meist aktiven und bewussten Lebensstil. Auch wenn die schwedische Mentalität meinem Empfinden nach doch etwas zu "lagom" (schwedisch für bequem, gerade passend) ist, finde ich die Ausgeglichenheit beziehungsweise Balance von Karriere und Freizeit ganz gut. Der Stellenwert der Freizeit mit Freundschaften, Aktivität und Wertschätzung der allgemeinen Gesundheit, spielt neben der Arbeit auch eine große Rolle. Des Weiteren ist meiner Wahrnehmung nach, die Balance zwischen Karriere und Familienzeit, zwischen Mann und Frau, ausgeglichener als in Deutschland.

Unterwegs in Schwedens Natur

Fabia, Theresa, Anna, Sarah, Martha und Achim (v. links) gemeinsam unterwegs in Uppsala.
Fabia, Theresa, Anna, Sarah, Martha und Achim (v. links) gemeinsam unterwegs in Uppsala.

Ruhige Tage in meiner Freizeit hatte ich natürlich auch. Viele Spaziergänge durch die schwedische Natur haben diese Tage ausgefüllt. Ich bin sehr begeistert von der schwedischen Natur. So viele unglaublich schöne Sonnenuntergänge in diesem Zeitraum, habe ich noch nie gesehen. Einfach nur faszinierend und wunderschön! Das Erlebnis von kompletter Dunkelheit ab 14:45 Uhr um Weihnachten herum und im Kontrast dazu die Midsommar-Zeit, in der es gar nicht mehr dunkel wird, ist auch aufregend mal mitzuerleben. Generell bin ich in der "Schwedenzeit" ein noch größerer Naturliebhaber geworden, als ich es ohnehin schon war und kann gar nicht mehr ohne Bewegung an der frischen Luft :).

Mein Fazit

Das "Praktikum im Norden" war genau das Richtige für mich. Ich bin in dieser Zeit gewachsen und selbstbewusster geworden. Ich habe mich in gewisser Weise mehr selbst gefunden und habe gelernt, allein zu leben. Durch gewisse Reibungen in der Einsatzstelle, habe ich außerdem gelernt, auch mal nein zu sagen und dabei bestimmt aber trotzdem respektvoll, freundlich und höflich zu sein. Vielleicht hat es so sein sollen und es war genau das, was ich gebraucht habe.

Auf jeden Fall bin ich dem Bonifatiuswerk sehr dankbar, dass mir dieses Abenteuer ermöglicht wurde. Danke auch an Ricarda, die vor Ort immer für einen da war. Danke an all die Menschen, die ich kennenlernen durfte. Danke an alle Mitpraktikanten, die ich kennengelernt habe. Es ist wirklich faszinierend, wie gut wir alle uns auf Anhieb verstanden haben. Ganz besonderen Dank an Sarah, Martha und Achim mit denen ich doch sehr viel zusammen erlebt habe. Wir hatten eine tolle Zeit!

Danke Schweden, dass ich dich kennenlernen durfte und danke Stockholm, ich habe dich lieben gelernt. Vi ses!

Fabia

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