5 polarlichtende Monate am fotogensten und sportlichsten See Schwedens

Friederike und ich haben Spaß am Vättern. (Foto: privat)
Friederike (r.) und ich haben Spaß am Vättern. (Foto: privat)

Mal ganz aufregend schnell wie ein paar Wochen, mal echt langatmig wie einige Jahre – so haben sich meine letzten fünf Monate im schwedischen Vadstena angefühlt. Nach dem etwas ruhigeren, dunklen Winter, hat der Juni zum Schluss nochmal ein Feuerwerk an Erlebnissen abgebrannt.

 

Leben genießen im Juni

Aber von vorne. Alles startete mit dem Sommerwetter: Sonne, weder zu heiß noch zu kalt, überall grüne Bäume und Massen an bunten Blumenfeldern, immer hell und jederzeit die Möglichkeit, in den Vättern zu springen. Unter diesen besten Startvoraussetzungen begann der Erlebnis-Marathon mit dem schwedischen Nationalfeiertag am 6. Juni, wo ich gleich zwei Mal an den traditionellen Musikumzügen durch die Stadt teilgenommen habe.

Sportbegeistert

In Motala und Umgebung bestimmt im Juni die Vätternrundan alles. Das ist ein Jedermann*frauen-Radrennen, 315km um den Vättern. Es gibt aber verschiedene Varianten und so habe ich mich kurzerhand für die Halvvätternrundan über 150km angemeldet. Zuvor habe ich mein Fahrrad nur als Verkehrsmittel von A nach B benutzt und bin zum Training zwei, drei Mal durch die Gegend gefahren. Dass ich fast die einzige ohne Rennrad war, hinderte mich nicht, um 8:20 Uhr mein Glück zu versuchen. Gemeinsam mit fast 3.000 anderen Radbegeisterten aller Niveaus bin ich durch Vadstena, über den Omberg weiter Richtung Süden, hinter Ödeshög, und über Skänninge zurückgefahren und war inklusive der Pausen an den Essens-, Trinken- und Toilettenstationen gegen 15 Uhr im Ziel. Ich bin so begeistert, dass es definitiv nicht das letzte Radrennen war.

 

Nach kleineren Ausflügen und Radtouren mit Friederike oder dem Fußballverein stand zum Schluss noch Midsommar an. Gemeinsam mit allen Schwedenvolontärinnen haben wir in Vadstena der Bilderbuchvorstellung des traditionellen schwedischen Festes alle Ehre gemacht: Wir haben Blumenkränze geflochten, Erdbeertorten gebacken und in weißer oder geblümter Kleidung bis nachts gegessen, getrunken, geredet und Kubb gespielt. Anschließend hieß es dann Abschied nehmen.

Arbeit

Meine Haupteinsatzstelle, wo ich auch gewohnt habe, war das Gästehaus der St. Birgittinnenschwestern. Während meiner Zeit hat sich dort einiges verändert. Aber insgesamt kann man sagen, dass wir bei allen, vor allem hauswirtschaftlichen Tätigkeiten, unterstützt haben wie zum Beispiel Essen vorbereiten, alles Mögliche im Gästehaus, der Kirche und dem Kloster putzen oder im Garten helfen. Zu Beginn brauchte ich etwas Geduld und Umstellung, um mich an die Tätigkeiten und das Umfeld zu gewöhnen.

Aber ab März hatten Friederike und ich dann die Möglichkeit, uns in zwei weiteren Einsatzstellen zu engagieren: Im Fritidshemmet Tussilagon, einer Art Hort, haben wir mit den Kindern gespielt und auch gemeinsame Ausflüge gemacht. Im Winterhalbjahr, das in Schweden bis Mitte Mai gerechnet wird, haben wir außerdem die älteren engagierten Menschen beim "Sopplunchen" unterstützt. Beide neuen Arbeitsmöglichkeiten haben mir die Möglichkeit gegeben, mehr Menschen kennenzulernen und mein Schwedisch zu verbessern.

Willst du Nonne werden?

Zu oft wurde mir diese Frage gestellt, die ich stets mit einem leicht genervten "Nein, ich bin nur Volontärin!" beantwortet habe. Aber als solche war es tatsächlich Teil unserer Aufgaben, täglich an einem Gebet teilzunehmen, wenn wir nicht frei hatten. So regelmäßig ist das eigentlich nicht meine Art, aber nach einiger Zeit habe ich mich dran gewöhnt und die Pause vom Arbeiten und die Struktur im Alltag geschätzt. Nach der "Non" mittags, hatten wir dann außerdem meistens frei und sonntags oder zu besonderen Anlässen haben wir immer ministriert.

Ansonsten habe ich wenig Erfahrungen mit der katholischen Kirche in der schwedischen Diaspora gemacht, sondern viel mehr erlebt, wie das Klosterleben abläuft. Am faszinierendsten fand ich es dabei zu erleben, wieso es die Menschen nach Vadstena zieht und was viele so stark mit dem Ort zu verbinden scheinen.

Freizeit maximal ausgenutzt

Neben den Arbeit blieb genug Zeit, sich anderen Dingen zu widmen. Dank des Blasorchesters habe ich bei schwedischen Festen und Traditionen nicht nur zugesehen, sondern war selbst als Musikerin im Umzug aktiv dabei. Beim Fußball habe ich Gleichaltrige mit der gleichen Leidenschaft kennengelernt. Schnell war ich Teil der Mannschaft, durfte bei den Punktspielen mitspielen und habe mit meinen Mitspielerinnen so manchen Teamabend erlebt.

 

Zum Saisonabschluss sind wir ins schöne Norrköping gefahren und haben uns das Damallsvenskan-Derby IFK Norrköping gegen Linköping FC angeschaut. Dank dieser beiden Hobbies habe ich mir mein eigenes soziales Umfeld, eine Struktur und Kontakte aufbauen können, was nicht nur im dunklen Winter goldwert war.

Nordreisen

Das Privileg, überall in Skandinavien und dem Baltikum Leute zu kennen, haben wir alle ausgenutzt und so habe ich tatsächlich bis auf Lettland und Island, alle Länder besucht. Die absolut aufregendste Reise war meine Norwegentour. Mit Bus und Zug ging es erst kurz zu Charly nach Oslo, wo ich in kürzester Zeit einmal alles gesehen habe.

Anschließend bin ich mit dem Zug einmal quer durch das Land nach Bergen gefahren. Allein diese Zugfahrt war ein Erlebnis. Gestartet bei sommerlichen 20 Grad früh morgens, fuhr ich durch eineinhalb Meter Schnee und kam bei typischen 12 Grad und Regen an. Doch das Wetter konnte meine wunderbare Zeit bei Theo, Jonas und Raphael nicht verderben. Ich habe nicht nur Bergen erkundet und mit Theo und Jonas den Floyen bestiegen, sondern hatte auch das Glück, den Nationalfeiertag zu erleben. Den habe ich mit den Bergen-Jungs wie alle Norweger*innen gemeinschaftlich zelebriert: von Champagner-Frühstück über Umzüge bis hin zu den traditionellen "Buynads" (Trachten) oder schicker Kleidung. Das fand ich sehr beeindruckend, weil ich diese Art gemeinsam zu feiern aus Deutschland nicht kannte.

I want to ride my bicycle, I want to ride my bike

Precis, ich kann ABBA nur Recht geben. Ab Ende Mai hatte ich mein Fahrrad aus Deutschland bei mir. Diese Freiheit habe ich dann ausgiebig genutzt und viel Zeit auf dem Sattel verbracht und bin durch das schöne Östergötland geradelt. Die Natur hier ist nicht nur mit dem Vättern einfach atemberaubend schön.

Meinem Fahrrad ist auch das große Schlusshighlight zu verdanken. Nachdem ich im Juni meine Leidenschaft fürs Fahrradfahren neu entdeckt habe, bin ich gleich mit dem Fahrrad nach Hause gefahren. Rund eine Woche bin ich teilweise mit einer Freundin, teilweise alleine von Vadstena über Jönköping, Värnamo inklusive einem Abstecher über Kristianstad und Kivik ans Meer nach Ystad geradelt. Von dort aus ging es mit der Fähre rüber nach Swinemünde in Polen und über Usedom und Berlin zurück nach Dresden. Dieses kleine Abenteuer hat nicht nur super viel Spaß bereitet und hat meine Fahrrad-Reisen-Liebe entfacht, sondern war auch eine gute Art, mein "Praktikum im Norden" abzuschließend und wieder in Deutschland anzukommen.

Hej da och vi ses snart igen!

Zusammenfassend war mein "PIN" kurz aber knackig: Ich habe doch einiges erlebt, viel über Deutschland, Schweden und mich selbst erfahren, ganz unterschiedliche Menschen und Perspektiven kennengelernt, positive wie negative Herausforderungen gemeistert, konnte viele Dinge ausprobieren, Schwedisch lernen und Skandinavien und das Baltikum lieben lernen.

Allen Menschen, denen ich begegnet bin, waren immer herzlich. Allen voran Friederike, die Schwestern und Gemeindemitglieder, die Mitspielerinnen und Trainer, Mitmusikant*innen, Erzieherinnen und andere PINs – Tack så mycket!

Spätestens zur großen Vätternrundan sehen wir uns einmal wieder. 😉

Elli

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