
Den Horizont kann ich in Bergen von vielen Orten aus bewundern, doch am besten gefällt er mir, wenn ich auf dem Fløyen stehe. Von hier habe ich im September den bisher schönsten Sonnenuntergang in Bergen gesehen. Von der Stadt reicht der Blick bis über die Schären. In der Ferne kann man bei so gutem Wetter sogar das Nordmeer erahnen.
Was mache ich hier eigentlich so?

Ich darf mich also sehr glücklich schätzen, dass dieser Berg an manchen Tagen auch meine Arbeitsstelle ist. Dann nämlich begleite ich die 5. bis 7. Klassen der St.-Paul-Grundschule auf ihren Wandertagen.
Nun ist Bergen aber nicht direkt für sein gutes Wetter bekannt. In der nassesten Stadt Europas zu leben, bedeutet dann eben auch, im Regen oben ein Feuer zu machen. Den Schülern macht das nichts aus. Heißt es doch, dass man mit der Zeit wasserdicht wird, wenn man sich entschließt, in Bergen zu leben.
Und wenn wir nicht arbeiten?

Diesem Motto fühle ich mich verpflichtet: Bleibt es von oben mal trocken, findet man Friedrich und mich am ehesten in der Schwimmhalle, wo wir uns dem Turmspringen verschrieben haben.
Und obwohl es in Norwegen wirklich nicht leicht ist, neue Leute kennenzulernen - bei einem gemeinsamen Hobby sind die meisten schnell sehr aufgeschlossen.
So sind wir inzwischen Teil einer Gruppe von "Døds-Enthusiasten" und trainieren mindestens dreimal die Woche.
Unsere Abende verbringen wir anschließend meistens in der Küche unserer WG, wo wir neue Rezepte ausprobieren und regelmäßig bis spät abends am Herd stehen.
Wie entfliehen wir dem Bergen-Wetter?
Anfang Dezember ging es für uns auf eine besondere Reise. Zusammen mit unserem Mentor Dom Lukas sind wir in die Ewige Stadt gereist, um die Messe zum zweiten Advent im Pantheon zu besuchen und uns spontan von Papst Franziskus empfangen zu lassen. Da der Heilige Vater aber natürlich viel zu tun hat, mussten wir uns auch noch ein paar Stunden selbst beschäftigen. Bei herrlichem Sonnenschein sind wir dann also über Palatin, Forum Romanum, durch das Kolosseum und die Vatikanischen Museen geschlendert.
Kaum waren wir wieder zu Hause und hatten uns für zwei Wochen dem Weihnachtsstress hingegeben, flogen wir schon wieder los. Diesmal aber in die andere Richtung. Wir machten uns auf den Weg nach Schweden, wo wir mit fast allen anderen "PiNs" Weihnachten in Vadstena feierten. Dort am Vättern, dem zweitgrößten See Schwedens, hatten wir wirklich besinnliche Tage und haben Heiligabend eine Krippe geschmückt, die laut Schwester Monika "wirklich okay" aussah. Und auch, wenn wir die Nächte mit teils stundenlangen Spaziergängen und Spielerunden verbrachten, begannen wir jeden Tag diszipliniert, mit einem schnellen Eisbaden im See.
Wie haben wir das neue Jahr begonnen?

Nach Weihnachten ging es für uns nach Uppsala, wo wir alle im Newman-Institut Silvester gefeiert haben und dann auch schon wieder zurück nach Bergen. Hier schneit es ja bekanntlich fast nie. Groß war also unsere Begeisterung, als bei unserer Rückkehr aus Schweden die Stadt in ein weißes Kleid gehüllt war. Nur als dann nach einer Woche alles wieder vom Eise befreit wurde, geschah das eher durch sintflutartigen Regen als durch holden Frühlingsblick.

Die wenigen schönen Schneetage aber haben wir genutzt, um das nächste Skigebiet einmal näher zu untersuchen. Und obwohl die halbe Stadt Samstagmorgen im Zug nach Voss saß, hatten wir ein paar herrliche Stunden auf beinahe unberührten Pisten.
Zwar diesmal nicht bei Sonnenuntergang, aber den Blick konnten wir trotzdem bewundern. Es gibt nur wenige schönere Horizonte als beim Skifahren in den Bergen von Norwegen.