Die schwedische Regierung verfolgt derzeit eine Strategie, die sich von anderen Ländern in Europa unterscheidet.
In Schweden versucht man, die Ausbreitung des Coronavirus mit Maßnahmen einzudämmen, die auch über einen längeren Zeitraum zu ertragen sind. Das heißt, es wird versucht, Kontaktverbote, Schulschließungen und einen Stillstand des öffentlichen Lebens zu vermeiden. Die Folkhälsomyndigheten (Amt für Volksgesundheit), die den schwedischen Kurs in der Coronakrise maßgeblich bestimmt, begründet dies mit der Langfristigkeit der Coronakrise. Sie sagen, dass die Coronakrise uns noch über einen langen Zeitraum beschäftigen werde und das Schulschließungen und ein kompletter Stillstand des öffentlichen Lebens nicht auf Dauer für die Bevölkerung zu ertragen seien. Trotzdem wird seit mehreren Wochen Risikogruppen, wie älteren oder chronisch kranken Menschen, empfohlen sich in häusliche Quarantäne zu begeben. Ab Sonntag sind keine Veranstaltungen mit mehr als 50 Menschen erlaubt und die Universitäten und höhere Schulen sind seit letzter Woche geschlossen. Wir finden es spannend zu sehen, dass sich die Menschen in Schweden, obwohl es wenig Verbote und Einschränkungen gibt, sehr stark an die Empfehlungen der Regierung halten. So versuchen alle, auf der Straße oder im Supermarkt den Sicherheitsabstand von 1,5 Metern panisch einzuhalten.
Unsere Einsatzstelle in Uppsala, das Newmaninstitut, hat mindestens bis zum 30. April geschlossen. Das heißt, dass alle Kurse und Besprechungen nur noch digital stattfinden. Trotzdem schauen wir
mehrmals
in der Woche im Gebäude nach dem Rechten, gießen Blumen und verteilen die Post. Paulines Einsatzstelle in Stockholm, der Caritas Mötesplats, hat bis auf Weiteres geschlossen. Zwar gibt es
Überlegungen, noch weiter Ausflüge mit den Menschen zu unternehmen, das gestaltet sich aber aufgrund der unberechenbaren Situation eher schwierig. Madeleines Einsatzstelle, die St.Eriks Förskola
in Stockholm, hat zwar noch weiter geöffnet, aber wegen der langen Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln wurde ihr empfohlen, erst einmal in Uppsala zu bleiben.
Wir nutzen die Zeit, um den schon etwas älteren Marienschwestern in der Gemeinde St. Lars zur Hand zu gehen. Des Weiteren werden wir ein bisschen Waldarbeit in den Wäldern des Newmaninstituts machen und fahren nach Marieudd, dem Ferienhaus des Newmaninstituts, um dort einige Ausbesserungen vorzunehmen.
Die größte Sorge, die wir im Moment haben, ist die Unsicherheit. Wir wissen nicht,
wie alles weitergeht, ob wir in unseren Einsatzstellen nochmal arbeiten können oder
wie lange wir in Schweden bleiben können und wie sich die Situation entwickelt.
Dazu kommt, dass viele Studenten derzeit Uppsala verlassen und in ihre Heimatorte
bzw. Länder zurückkehren. Es ist die Angst, Freunde, die man in Uppsala
kennengelernt hat, vielleicht nicht mehr zu sehen und sich vielleicht gar nicht richtig
verabschieden zu können. Sehr schade finden wir auch, dass Freizeitaktivitäten nicht mehr stattfinden und einige vor Herbst auch nicht mehr beginnen werden. Manchmal fühlen wir uns wie in
einer Parallelwelt, wenn wir die deutschen Nachrichten von Kontaktverboten und Ausgangssperren hören und die gefüllten Cafés, trotz steigender Infektionszahlen in Schweden, sehen. Wir
versuchen, der Strategie der schwedischen Regierung zu vertrauen und hoffen, dass sie vielleicht sogar aufgeht.
Was uns aber Freude bereitet, ist das tolle Wetter im Moment. Diese Woche hatten wir jeden Tag Sonnenschein, wahrscheinlich mehr als den ganzen November und Dezember. So können wir viele Dinge draußen unternehmen wie zum Beispiel wandern, joggen oder einfach nur in der Sonne sitzen. Langsam beginnen die Bäume und Büsche zu blühen und wir merken, es wird jetzt wirklich Frühling.