Denkt man an Skandinavien, dann fallen sofort folgende drei Punkte ein:
Diese Punkte beschreiben nicht nur Skandinavien als Reisziel, sondern auch die Situation der katholischen Kirche im Norden Europas. Es ist eine Kirche, die durch die Anforderung der räumlichen Weite geprägt ist. Da kann es schon mal passieren, dass eine Pfarrei die Größe Bayerns hat. Das verlangt Mobilität bei Gläubigen und beim pastoralen Team.
Viel Ruhe und Freiheit aufgrund dünner Besiedlung. Diese Mischung beschreibt auch das Selbstverständnis der Menschen im Norden ganz gut. Einerseits sind sie sehr herzlich und offen und im gleichen Moment zurückhaltend und verschlossen. Das klingt paradox. In ihnen schlagen in gewisser Weise zwei Herzen. Eines lebt die Naturverbundenheit von Ronja Räubertochter und die Ausgelassenheit von Pippi Langstrumpf. Das andere die Melancholie der Brüder Löwenherz und die Zurückgezogenheit von Menschen des Nils Holgerson.
Es ist eine Kirche, die Mut in der Minderheit hat, sich öffentlich positioniert und ihre Stimme in gesellschaftlichen Belangen erhebt. Sie mischt sich ein und mischt mit. Es ist eine Kirche, die geprägt ist von Internationalität. Die Weltkirche wird im Norden konkret.
Einerseits als Kirche in der Minderheit, deren Mitgliederzahl zwischen 0,7 und 3 Prozent am Bevölkerungsanteil beträgt. Anderseits als Kirche für Völker in der Vertreibung, die Heimat bietet. Hierbei besteht die Herausforderung, die unterschiedlichen Mitglieder als eine Kirche zusammenzuhalten und den Bedürfnissen ihrer Mitglieder gerecht zu werden.
Und es sind weitere Herausforderungen, derer sich die katholische Kirche bewusst ist und mutig stellt. Sie will Wegmarke sein, auf dem Weg heraus aus einer stark säkularisierten Gesellschaft. Dabei geht sie sehr behutsam und menschennah vor. Sie geht Kompromisse ein und beschreitet neue Wege. All ihr Bemühen trägt bereits Früchte. Die Kirche im Norden wächst. Nicht nur durch Zuzug, sondern auch durch Konversion und durch Neuentdeckung eigener Kirchlichkeit.
Für die katholische Kirche ist es jedoch nach wie vor ein weites Feld, das es zu bereiten, zu bestellen und zu pflegen gilt. Wie heißt es so schön: Da ist noch Luft nach oben.
Hierbei braucht sie jede helfende Hand.
Das Bonifatiuswerk unterstützt die nordeuropäischen Gemeinden seit 1974, um Kirche auch dort lebendig zu erhalten, wo Menschen riesige Entfernungen überwinden müssen. Mit Unterstützung der deutschen Katholiken entstanden so u.a. das Trappistinnenkloster auf der Insel Tautra im Trondheimfjord, der Karmel in Tromsö oder das Birgittenkloster in Trondheim-Tiller.