So schnell vergeht die Zeit. Einen Monat bin ich bereits in Helsinki. Ein Monat voller neuer Erfahrungen, Begegnungen und Aufgaben, voller blauer, grauer und schwarzer Farbvariationen.
Ich bin Mitte November nach Finnland gekommen und habe oft gehört: „Du gehst im November nach Finnland? Du musst verrückt sein! Es ist sehr ungemütlich, die Tage werden immer dunkler und das Wetter ist nasskalt.“
Und tatsächlich, ja, ich muss ihnen Recht geben. Wenigstens ein bisschen. Es ist dunkel und erstaunlich, aus welchen Richtungen der Wind und Regen innerhalb kürzester Zeit so kommen kann.
ABER, es ist dann doch gar nicht so schlimm, erinnert sogar wage an das ordentliche norddeutsche Wetter. Da habe ich mich rasch wie zuhause gefühlt.
Dann gibt es die Tage, an denen die Welt um mich herum in den unterschiedlichsten Blautönen scheint und der Schnee Helsinki etwas Helligkeit schenkt. In der Stadt ist alles mit Lichterketten geschmückt und es kommt mir vor als würde ich in eine andere Welt eintauchen.
Die Finnen sind freundlich und genießen Glögi auf dem Weihnachtsmarkt (,der, und das sei nur nebenbei erwähnt, eine eigenen Saunabereich hat und man gut und gerne ein paar Finnen in weißem Badehandtuch flanieren sieht).
Eine besondere Erfahrung war für mich auch der Unabhängigkeitstag am 6. Dezember. Finnland ist 100 Jahre geworden und das wird selbstverständlich überall kräftig gefeiert.
Studenten ziehen andächtig singend und mit Fackeln durch die Stadt bis sich alle auf dem Senaatintori vor der Tuomiokirkko versammeln, der Rede des Präsidenten zuhören und mit dem Universitätschor einige Lieder und natürlich die Hymne singen. Es ist eine eigenartige Atmosphäre, getragen von Stolz und Bedrückung im Hinblick auf die Zeit des Krieges. Bewegend auch die Rede des Präsidenten, der betont, dass Finnland ein freies Land sein soll, in dem ein jeder, egal welcher Herkunft, ein Zuhause finden möge. Daraufhin Applaus von einer riesigen Menschenmenge auf dem Platz. Der Applaus wirkt stark und bestätigend und durch die Handschuhe wie rollender Donner. Eine besondere Erfahrung deshalb, weil es mich Finnland und seiner Geschichte näher gebracht hat und sehr bewegend war.
In meiner noch recht kurzen Zeit in Helsinki habe ich bereits viele tolle Menschen kennengelernt, sei es auf der Arbeit oder in dem Studentenwohnheim, in dem ich lebe. So viele Begegnungen, die jeden dunklen Tag aufhellen. Die Menschen hier (und die Vitamin D Tabletten!) helfen durch die dunklen Tage.
Ich bin gespannt, was nächstes Jahr alles auf mich zukommt und werde euch dann auch ein bisschen mehr von meiner Arbeit berichten. Hyvää Joulua!