Flashback: Die BaltikantInnen in Finnland

Die BaltikantInnen: Emelie, Leo, Hannah und Alex
Die BaltikantInnen: Emelie, Leo, Hannah und Alex

Die Tage streichen schnell vorbei. So schnell, dass ich es nicht glauben kann. Die ganze Pandemiesituation erscheint bei alledem fast schon einfach wie eine Nebensache. Gut, es mag auch daran liegen, dass die Arbeit nie ausgeht und ich persönlich versuche, meine Zeit in Estland so gut es geht zu nutzen. Und sie rennt so schnell immer weiter und ich frage mich: Aber was, wenn im Juni dann alles vorbei ist? Was, wenn ich dann wirklich wieder nach Deutschland gehe?

Meine Estnisch-Kenntnisse in Deutschland?

Offensichtlich, dass mein Praktikum nächsten Sommer dann vorbei sein wird. Aber das heißt nicht, dass mein Leben hier in Estland auch automatisch endet. Immerhin bestimme ich selbst, wie es weitergeht, und wie und wo und womit und mit wem. Also zumindest -fast-bestimme ich es selbst. Das alles hängt allerdings, um ehrlich zu sein, auch stark davon ab, wie gut meine Sprachkenntnisse im Sommer 2021 sind. Und Fakt ist, ich lerne und lerne und habe auch Spaß dabei. Aber irgendwie überkommt mich ab und zu das Gefühl, ich lerne für nichts und am Ende nur dafür, dass ich im Sommer wieder nach Deutschland fahre, mich dort für ein Masterprogramm einschreibe oder arbeiten gehe und dann nie wieder Estnisch spreche. Denn wer spricht schon Estnisch? In Deutschland? Und wann spreche ich selbst Estnisch in Deutschland? Ich meine klar, wenn ich dann in Berlin wohne, nachmittags auf meinem"Ein-Quadratmeter"großen Balkon sitze und über Facebook baltischen Gruppen beitrete, um mein Estnisch zu retten, dann ist es zumindest eine Lösung. Aber angenommen, ich werde nicht in Berlin wohnen, sondern irgendwo anders in einer Kleinstadt, deren Kulturzentrum mittlerweile als Mehrzweckraum für Geburtstagspartys ab 50 aufwärts und Yogastunden genutzt wird, dann ist die Wahrscheinlichkeit mein Estnisch unbegraben zu lassen nicht sehr hoch.

Ich vermisse Bäckereien!

"Ach Fahrrad fahren verlernt man nicht!", höre ich die Leute schon sagen. Das stimmt. Aber du siehst auch täglich Leute, die mit ihrem Fahrrad die alltägliche Rush-Hour bewältigen. Wie viele Leute hörst du Estnisch sprechen, wenn sie in der Bäckerei ihre Brötchen bestellen? Mal abgesehen davon, dass Menschen estnischer Herkunft wohl als letztes in die Bäckerei gehen, wenn sie erwägen, etwas Brötchenähnliches käuflich zu erwerben. Falls sie überhaupt auf die Idee kommen, etwas Derartiges kaufen zu wollen oder wissen, dass es "Bäckereien" in Deutschland gibt. Apropos: Ich vermisse Bäckereien! Das gute Brot, frische knusprige Brötchen, die in der Mitte teilweise so große Luftlöcher haben, dass ich mich oft gefragt habe, ob das vielleicht eine Art Sparmaßnahme sein könnte. Am liebsten hatte ich auch die süßen "Stückle". Die Rosinenschnecke, die den halben Zuckerguß an meinen Fingerspitzen zurückließ, die Puddingbrezel, bei welcher ich kaum erwarten konnte, bis ich beim zweiten Biss, bis zur Puddingmitte vordrang. Wenn das kein Grund ist wieder nach Deutschland zu gehen.

Es ist die Realität

Der erste Advent ist schon vorübergezogen. Alles mal wieder schneller als ich es mir gewünscht hätte. Allein saß ich in Selbstisolation, weil in unserer Bildungseinrichtung mehrere Coronafälle aufgetreten waren. Morgen ist Sonntag, der zweite Advent, wie auch seit vielen Wochen werde ich nur zu Hause sein. Nicht den Gottesdienst besuchen. Keine Kerze anzünden. Und weiterhin hoffen, dass ich Weihnachten 2021 bei meiner Familie verbringen kann, und mein Opa und meine Oma bis dahin noch am Leben sind. Jetzt denkst du dir vielleicht: Was ist denn das für ein trauriger Text? Aber er ist nicht traurig. Es ist die Realität. Im Zimmer des Studierendenwohnheims mache ich es mir derweil so gemütlich wie möglich. Eine verdammt lange Lichterkette, trocknende Orangenscheiben und Apfelringe auf dem Heizkörper, ein Adventskalender meiner Familie, selbstgebastelte Weihnachtssterne und goldene Girlanden von Schwester Veronika aus der Slowakei "aka" eigentlich Deutschland, weil Importware (nicht Schwester Veronika, sondern die Girlanden) hüllen den mit Krankenhauslampen bestückten Raum in eine weihnachtliche Atmosphäre. Spotify kürt derweil "Taizé" zu meinem Lieblingskünstler 2020, was unterschwellig darauf hinweist, dass mir dieses Jahr unschön viel Stress bereitet haben muss, da ich die Taizé-Lieder immer höre, um etwas runterzukommen.

Weihnachtsstadt

Weihnachtliches Tartu
Weihnachtliches Tartu

In der Innenstadt war man in der Zwischenzeit auch nicht geizig: Man hat einen überdimensionalen Christbaum geliefert, auf einem Sandkastenbett vor dem Rathaus um die küssenden Studierenden eine kostenfreie Eislaufbahn installiert, ganze Bäume in LED-Lichter eingewickelt und wie alle Jahre wieder die Weihnachtsstadt errichtet.

Bei der Suche nach Inhalten für meinen Blog ...

Tja, und nun versuche ich, weiter meinen Blog zu pflegen. Wozu ich gefühlt Jahre nicht mehr gekommen bin. Ich schaue mir alte Videos an und klicke mich durch die Fotos. So viel ist schon passiert und so wenig davon konnte ich wirklich genießen. Ich finde ein Video, in dem wir PraktikantInnen uns letztes Jahr kurz vor Weihnachten nach unseren Vorsätzen fürs neue Jahr befragt haben. "Mehr trinken!", sagt Livia, "Einfach, dass es gut wird", sage ich, "Dass man die Dinge mehr genießt!", sagt Pauline. Und ich sitze hier und frage mich: Habe ich mehr getrunken? War es gut? Habe ich es genossen? Nun, ich möchte hier noch keine Antwort darauf geben, immerhin ist das Jahr noch nicht vorbei. In 26 Tagen kann noch Vieles passieren. Aber wie ist es bei dir? Hast du viel getrunken? War dein Jahr gut? Hast du es genossen?

Vor Corona: Unsere Reise nach Finnland

Einen Einblick in eine schöne Zeit des Jahres gibt dir das Video. Es hält einer meiner Reisen mit den "BaltikantInnen" fest. Es wird Zeit, dass es endlich nun auch für alle zu sehen ist. Die Reise fand Ende Januar 2020 statt, als es in Finnland gerade eine infizierte Person mit Corona gab. Hannah, Leo, Eme und ich waren zu Besuch bei den Schwestern der Gemeinde der St. Henrik Kirche in Helsinki, die uns mit offenen Armen empfingen und uns für einige Tage bei sich aufnahmen. Einige der Schwestern waren polnischer Herkunft und da Hannah in der Schule etwas Polnisch gelernt hatte, konnten wir uns in deren Muttersprache stets bedanken. Denn wir sind vollkommen dankbar, so herzlich aufgenommen worden zu sein! Ansonsten klingt Finnisch wie Estnisch nur deutlich unentwickelter und komplizierter. Ja gut, das erklärt die zwei Kasus' mehr, womit wir mit/in 16 Fällen, Finnisch zur Gewinnerin erklären können. Aber jetzt, ganz viel Spaß mit den "BaltikantInnen" in Finnland!

 Weihnachtliche Grüße aus Tartu!

Deine Alex

 

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