Am 2. August 2015 starteten wir unsere Pilgerreise nach Aglona mit einer sehr netten Gruppe vieler Jugendlicher aus Riga. Die ersten zwei Tage waren für uns sehr anstrengend und herausfordernd, da wir es nicht gewohnt waren 30 Kilometer bei circa 32 Grad zu wandern. Also gaben wir unser Bestes, in einem anderen Land, mit einer anderen Kultur und sehr unterschiedlichen, aber hilfsbereiten Menschen, auf dem Weg zu Gott.
Am 13. August kamen wir endlich in Aglona an. Mit dem Lied „Tev ir vajadzigs Dievs“ (auf Deutsch: "Du brauchst Gott") gingen wir gemeinsam als Gruppe durch das Tor in die Kirche. Beeindruckend war für uns mit einer großen Anzahl von Gläubigen, nach so vielen anstrengenden Tagen, das Ziel erreicht zu haben. Ganz in der Nähe der wunderschönen Kirche war unser Zeltplatz.
Am Morgen konnten wir bei Sonnenaufgang auf einen See gucken und hörten schon die ersten Gesänge vom Festgelände. Am 14. August war morgens eine große Messe, in der sich alle Pilgergruppen
versammelten und sich vorstellten. Alle Menschen waren beeindruckt von den Vorträgen und wie viele Menschen sich auf den Weg zu Gott gemacht haben.
Den wohl schönsten Ort der Erde verließen wir wahrlich nur mit schwerem Herzen, doch als wir jene Kirche sahen, die mit ihrem braunroten Turm sondergleich wundervoll wirkte, vergaßen wir unseren
Abschiedsschmerz, denn wir wussten, bald würden wir eine wirklich schöne und wichtige Station des Olavsweges erreichen.
Zur Kirche liefen wir noch eine Stunde, obwohl sie aus der Ferne so nah gewirkt hatte. Einige Zeit vor unserer Ankunft trafen wir noch zwei andere deutsche Pilgerinnen, die schnell unterwegs
waren und an deren Namen ich mich leider nicht mehr erinnern kann. Was ich aber noch weiß, war, dass sie uns viele tolle Fotos von ihrer Wanderung zeigten, und wir auch über die vielen
Geschichten staunten, die sie zu ihnen erzählten. Die beiden Frauen begleiteten uns bis zur Kirche, wo wir uns trennten und die Kirche schließlich nur zu dritt betraten. Am Eingang mussten alle
Touristen bezahlen, um in die wunderschöne Stabkirche Eintritt zu erhalten, doch wir brauchten nur unsere Pilgerpässe hoch zu halten und die Tür stand uns kostenlos offen. Stolz holten wir unsere
roten Pässe aus den Rucksäcken und bekamen von dem Kirchenwächter, der ganz traditionell gekleidet war, sogar noch einen wirklich schönen Stempel. Und dann betraten wir die uralten Hallen der
Ringebu Kirche, einer Kirche, die einen ganz wichtigen Punkt auf dem Pilgerweg darstellt, vor allem spirituell.
Ich sagte ja schon, dass die Ringebu Kirche eine Stabkirche sei. Von denen baute König Olav im Zeitraum von der Christianisierung bis zur Reformation ungefähr 1000 Stück in Norwegen, von denen
heute aber nur noch etwa 30 stehen. Deshalb sind sie auch so besonders, denn es gibt sie tatsächlich nur noch in Norwegen.
Die Stabkirche in Ringebu wurde im Jahre 1220 errichtet und kann definitiv zu den schönsten am Olavsweg gezählt werden. Nun werdet ihr euch sicher schon gefragt haben, was eine Stabkirche
überhaupt ist. Zu Beginn war die Bauform der Stabkirchen in Norwegen, Schweden und Dänemark verbreitet, doch während es in Norwegen noch einige Bauwerke dieser Art gibt, sind in den anderen
beiden Verbreitungsländern keine mehr zu finden. Die Stäbe, die mit Säulen zu vergleichen sind, werden von Schwellen getragen, die wiederum von einer Grundmauer stabilisiert werden. Weil alle
Holzteile verzapft sind, findet man keine Nägel. All das wird sowohl durch Andreas Kreuze als auch durch Rundbögen stabilisiert, die die Kirche schön und gewaltig wirken lassen, obgleich sie
nicht so groß ist.