Alex aus Estland

Was macht "Corona" mit Estland?

Dieses Plakat hängt in ganz Estland: "Ohne wen bist du einverstanden zu leben? Bleib Zuhause!"
Dieses Plakat hängt in ganz Estland: "Ohne wen bist du einverstanden zu leben? Bleib Zuhause!"

Die EstInnen sind ein Volk, das sich gerne an Regeln hält und lieber auf Nummer sichergeht. Sie bleiben in Coronazeiten zu Hause. Und zu Hause bleiben heißt: Heimbüro, für viele, viel Zeit mit der Familie und vor allem Wald und Moor. Wenn man nicht in der Stadt sein kann, dann eben in der Natur. Ich kann nicht sagen, wie es in ganz Estland ist, aber ich für meinen Teil fühle mich hier sicher. Denn Tartu ist eine Stadt, die sich wirklich um die Bevölkerung kümmert, was man spürt. Im Supermarkt drei Wochen zuvor, konnte man unter den Menschen eine Unsicherheit spüren, eine Nervosität und den Willen, seine Familie schützen zu wollen. Da blieben Hamsterkäufe nicht aus. Aber da es nichts bringt, durchzudrehen, wird Ruhe bewahrt. Man sieht niemanden, der sich aufregt. Mittlerweile hat das Land die Supermärkte mit Handschuhen und Desinfektionsmittel ausgestattet. Die KassiererInnen, die eindeutig eher aussehen wie von Sicherheitsdienst, sind durch eine extra Scheibe geschützt. Es gibt genug von allem, Klopapier, Nudeln, Reis. Der zwei Meter Abstand wird eingehalten. Wer rausgeht, wird aufgefordert nach Hause zu gehen. Jede Werbung wurde ausgetauscht durch Coronaplakate. Gesundheit vor Kommerz. Sie haben es im Griff und wissen, was zu tun ist. Wir können einander vertrauen. Das ist jetzt eben eine ungewohnte Situation. Das stehen wir schon durch. Mit Vorsicht, Geduld und Ruhe.

Was macht "Corona" mit meiner Einsatzstelle?

Eine Kunstaufgabe in der Natur: Erstellung eines Natur-Mandalas
Eine Kunstaufgabe in der Natur: Erstellung eines Natur-Mandalas

Nun ja. Meine Einsatzstelle ist ein Bildungszentrum mit Schule, Kindergarten, Kulturhaus und Sportzentrum. Überall Menschen. Überall Risiko. Alles bis zum 6. Mai zu.

Corona macht meine Einsatzstelle digital. Klar, digitale Kinderbetreuung, Theater- oder Chorproben und Volleyball ist schwer, aber digitale Schule zu Hause geht. Auf unserer Lernplattform werden von den LehrerInnen die Materialien hochgeladen. Die SchülerInnen lernen von zu Hause aus. Die Lernmethoden werden also angepasst. Meine Aufgaben bestehen darin, Lernvideos zu erstellen, Audios aufzunehmen und in schweren Zeiten die Gedichte besonders fröhlich einzusprechen. Und eines muss man dem estnischen Schulsystem lassen: Sie sind nicht PISA Sieger, weil sie gute Noten hervorbringen, sondern vor allem, weil sie begreifen, dass Lernen überall stattfindet, nie endet und jede/r lernt, egal welche Basis besteht.

 

Allgemein gibt es für mich momentan gewiss weniger Arbeit als gewohnt, jedoch kann ich mich gut auf anstehende Bewerbungen und mein Estnisch Studium konzentrieren. Da auch die Universität geschlossen hat, finden alle Seminare und Vorlesungen über Skype oder Panopto statt. Moodle dient zur Kommunikation und für die Materialien. Der Sprachkurs war immer das, worauf ich mich in der Woche am Meisten gefreut habe. Ich kam mal raus aus dem Schulalltag, habe Menschen in meinem Alter getroffen und habe Estnisch gelernt.

Was macht "Corona" mit mir?

Online Taize-Gebet
Online Taize-Gebet

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Schon lange vor Corona habe ich gemerkt, dass die EstInnen die meiste Zeit lieber für sich sind. Am Anfang hatte ich eine innere Traurigkeit in mir, wenn ich mal allein sitzen musste beim Mittagessen. Aber irgendwann stellt man fest, dass die anderen das irgendwie genießen können. Und ich lernte das auch, das Für-sich-sein zu genießen und sich zu Nutze zu machen. Nichts anderes mache ich zurzeit.

 

Die Unterkunft, in der ich lebe, fühlt sich völlig leer an. Ich muss nicht mal mehr darum kämpfen, in einem Studierendenwohnheim für 500 Menschen eine der vier Waschmaschinen zu ergattern. Ich versuche meinen Alltag zu regeln, ich stehe um 9 Uhr auf und gehe gegen 23 Uhr schlafen. Morgens verschaffe ich mir beim Frühstück einen kurzen Überblick über die Coronasituation, aber nur einmal am Tag. Unter der Woche habe ich drei feste Skypetermine mit einem Schüler, den ich unterrichte. Und einen mit meinem Sprachkurs. Ab und zu auch mit der Theatergruppe. Und jeden Abend gibt es das Taizégebet. Ansonsten tu ich was ich schaffe und wozu ich Motivation habe. Bisher war mir tatsächlich noch nicht langweilig. Dass draußen seit einer Woche strahlender Sonnenschein herrscht, motiviert mich hier drin produktiv zu sein. Da öffne ich gerne mal das Fenster und schnappe frische Luft.

 

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