Ulrike Kruse ist nach sechs Monaten aus Island zurückgekehrt
In der Zeit vom 1. Februar bis zum 30. Juli 2016 habe ich ein Praktikum im Bistum Reykjavík auf Island absolviert. Das junge Bistum besteht erst seit 48 Jahren und erstreckt sich über die 103.000 km² große Insel. Der Anteil der Katholiken in Island liegt bei ca. 4 Prozent und setzt sich überwiegend aus Immigranten zusammen, die zum Großteil aus Polen, den Philippinen und Lateinamerika kommen. Somit unterscheidet sich die Situation der katholischen Kirche gänzlich von der Kirche in Mitteleuropa.
Die ersten drei Monate meines Praktikums habe ich in Akureyri, in der größten Stadt im Norden Islands, verbracht. Dort habe ich vormittags im Kleinkinderhort der Karmelschwestern ausgeholfen, in der neun Kinder im Alter von zehn bis 19 Monaten betreut wurden. Meine Aufgaben lagen hier beim An- und Ausziehen der Kinder, Essen zubereiten, Füttern, Spazierengehen, Spielen, Basteln, Aufräumen oder dem Reinigen der Räumlichkeiten. Die Arbeit mit neun solch kleinen Kindern ist sehr anstrengend und kräftezehrend. Man muss jederzeit wachsam sein und die Kinder im Auge haben. Dazu gibt es eine Menge zum Aufräumen und Saubermachen. Natürlich schaffen die Schwestern die Arbeit auch ohne eine Hilfe wie mich. Jedoch ist ein Praktikant eine ungemeine Arbeitserleichterung. Sehr oft haben sich die Schwestern für meine Hilfe bedankt.
Nachmittags habe ich dem Priester bei allerlei Aufgaben geholfen. Ich habe kopiert, Gewänder gebügelt, den Pfarrkeller oder die Sakristei aufgeräumt, usw. Oft habe ich mit dem Priester zusammengearbeitet und anschließend mit ihm Kaffee getrunken. Ich denke, für ihn war es nicht nur eine Arbeitshilfe, sondern auch eine nette tägliche Gesellschaft.
Die letzten drei Monate meines Praktikums habe ich in Reykjavík verbracht. Dort habe ich vormittags den Mutter-Theresa-Schwestern bei ihrem Bedürftigen-Frühstück in der Küche oder beim Ausgeben der Speisen geholfen. Dort gibt es – vor allem begründet durch die Lebensweise der Mutter-Theresa-Schwestern – eine Menge zu tun. Da sie auf jegliche Luxusgüter verzichten, wird z. B. das komplette Geschirr per Hand gespült. Vor allem da die Bedürftigen häufig das Gespräch mit den Schwestern suchen, sind sie angewiesen auf Freiwillige, die ihnen bei der Frühstücksorganisation helfen. An meinem letzten Arbeitstag sagten sie, wie schwierig es jetzt wieder ohne eine Freiwillige wie mich werden wird. Ich solle unbedingt aus Deutschland eine Freundin schicken.
Meine Nachmittage in Reykjavík habe ich in der Kanzlei des Bischofs verbracht. Dort sollte ich zunächst in ein Computerprogramm Daten von katholisch Registrierten in Island eingeben. Während der Bearbeitung fiel mir jedoch auf, dass dieses Programm zum einen nicht optimal für die Anwendung im Bistum Reykjavík und zum anderen viel zu teuer für den geringen Nutzen gewesen ist. Aufgrund dessen fing ich an mithilfe des Programmes Microsoft Access eine neue (und für die Kirche kostenlose) Datenbank zu entwickeln, die sich vollkommen an die Bedürfnisse der Diözese anpasst. Oft habe ich mich mit dem bischöflichen Kanzler besprochen, welche Informationen wichtig oder welche Bedienungsmöglichkeiten hilfreich für sie wären. Dazu habe ich eine genaue Anleitung zur Datenbank geschrieben, damit jeder die Möglichkeit hat, den Umgang mit der Datenbank zu lernen.
Des Weiteren habe ich gelegentlich an Firm- oder Kommuniontreffen in Akureyri teilgenommen und bin mit zum jährlich stattfindenden Jugendtreffen nach Reykjavík gefahren, um bei der Betreuung der Kinder zu helfen. Des Öfteren habe ich den Jugendlichen von meiner Arbeit als Praktikantin oder von unserem Gemeindeleben und der Jugendarbeit in Deutschland erzählt.
Auch habe ich einige Messen sowohl in Akureyri, als auch in Reykjavík mit der Orgel begleitet, wenn der zuständige Organist verhindert war.
Ich denke, die Arbeit für das Glaubensleben in Island ist wichtig und eine große Hilfe. Séra Jakob, der bischöfliche Kanzler, sagte es mit den Worten: „Die Kirche in Island ist wie ein Kind in der Wiege. Alles ist klein, aber im Aufbau. Es fehlen einfach Kräfte, um das Ganze zu tragen.“ So sei es auch mit dem Computerprogramm. Ich bin froh, über die Hilfe, die ich leisten konnte, und dankbar für die schöne Zeit, die ich auf Island hatte.
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