Wenigstens die Zehenspitzen

Michael in der Natur von Rättvik. (Foto: Martha Gründig)
Michael in der Natur von Rättvik. (Foto: Martha Gründig)

Auszureisen vom mondänen Studentenleben der Frankfurter Uni in eine spirituelle Gemeinschaft, auf einen Berg in einen Wald in Schweden: Vielleicht würde man das als mutigen Schritt bezeichnen. Ich fühle mich jedenfalls ganz schön mutig, als ich den Flieger am Frankfurter Flughafen betrete. Im Handgepäck liegt – wie kitschig! – "Der Philosophische Glaube", ein Buch von Karl Jaspers. Was will man als Philosophiestudent an so einem Ort? Oder genauer: Was will ich an so einem Ort?

 

Wer "Berget" googelt, der findet schnell, dass es nahe des Städtchens Rättvik liegt, am See Siljan. Ich bin mal in den Vogesen durch einen See hindurch geschwommen. Das war ein großartiges Gefühl. Man fühlt sich ein wenig wie Christopher Columbus. Dafür ist der Siljan wohl zu kalt und zu groß. Aber die Zehenspitzen eintauchen, das wird gehen! Das muss gehen!

An solche Gedanken hefte ich mich, während ich im Airbus über die Ostsee schwebe, und an Karl Jaspers verzweifelten Versuch, Philosophie und Religion in Einklang zu bringen. Wenn ich reise, dann befallen mich manchmal irrationale alberne Ängste: Ist Nasenspray im Flieger im Handgepäck erlaubt? Gilt meine Gitarre für die schwedische Eisenbahn als "spezielles Gepäckstück"? Was heißt "vielleicht" auf Schwedisch? Gibt es im Siljansee Riesenwelse?

Ankunft in Rättvik

Meistens geht dann doch alles gut, und auch dieses Mal überstehe ich sowohl Flug als auch Zugfahrt nach Rättvik vollkommen ohne Komplikationen. Kristina, meine Mentorin, und Pater Peter empfangen mich am Bahnhof. Ich entschuldige mich, weil ich so viel Gepäck dabei habe. Kristina sagt, das sei schon okay, es müsse ja für drei Monate reichen. Angekommen auf Berget empfiehlt Kristina dann, ich sollte am besten gleich einen Spaziergang machen. Ich nutze das aus, um mich auf dem recht großen Gelände etwas umzusehen. Berget besteht aus zwei Übernachtungshäusern, verschiedenen Unterkünften und Bürogebäuden für die MitarbeiterInnen, sowie einer Kapelle. Am oberen Ende des Geländes befindet sich eine japanisch inspirierte Teichanlage mit – nein, keinen Riesenwelsen – Koifischen. Wie ein Sinnbild für das Schweigen im retreat schweben die Tiere im Wasser. Tystnad…

Eingewöhnungsphase

Der Siljansee in voller Pracht.
Der Siljansee in voller Pracht.

Nur ein paar Tage brauche ich, bis ich mich dann tatsächlich hin zum Siljansee erkundet habe. In der Mitte Rättviks führt die långbrygga mehrere hundert Meter aufs Wasser hinaus. Der See ist spiegelglatt und es regt sich kein Lüftchen. Mich überrascht, wie flach er ist; noch fast am Ende der långbrygga ist das Wasser nur kniehoch. Am Rand des Stegs gibt es kleine Treppen, die es den Menschen erlauben, ins Wasser einzusteigen. Noch eine Überraschung: Das Wasser ist gar nicht so kalt. Und jetzt steh ich hier: mit den Zehenspitzen im Siljan, bis zum Hals in Schwedisch-Vokabeln und eingetaucht in die Stille – wie ein Koifisch.

 

Im Haus der Stille auf Berget plätschert ein kleiner Brunnen. Das Wasser durchbricht die Oberfläche, die Stille, ohne sie aufzuheben. Ich glaube, das wird mein neuer Lieblingsort.

 

Michael

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