Als sich mir für die Zeit nach dem Abitur die Möglichkeit zu einem Praktikum beim Bonifatiuswerk ergab, fiel meine Wahl eher zufällig auf Schweden. Noch nie vorher war ich in einem
skandinavischen Land gewesen, Schweden reizte mich besonders: zahlreiche Seen, unendliche Wälder, niedliche rote Häuser, Elche und Design im Übermaß… Natürlich basierte meine Vorstellung von
Schweden auf Klischees, jahrelang beeinflusst von Astrid Lindgrens herrlichen Geschichten und deren Verfilmungen, dem Blättern im Ikea-Katalog und diversen Reiseführern.
Und doch: Als ich mich mit meinen Eltern ein paar Tage vor Praktikumsbeginn auf den Weg nach Schweden machte, um dort noch ein paar Tage gemeinsamen Urlaub zu verbringen , sah
unser erster Eindruck wie folgt aus: Voller Vorfreude und Neugier auf das unbekannte Land am Flughafen Arlanda gelandet, sollten wir unsere ersten Stunden in Schweden damit verbringen auf einer
menschenleeren Autobahn durch unendlich scheinende Wälder gen unseres (natürlich roten) Ferienhauses zu fahren. Der Urlaub verflog schnell und mein erster Praktikumstag stand bevor. Ein wenig
aufgeregt und sehr neugierig, was mich die nächsten Monate erwarten würde, kam ich in Vadstena an und staunte über den
kleinen, aber wunderschönen Ort. Direkt am Ufer des, an ein Meer erinnernden, Vätternsees gelegen, tummelten sich wie im Märchen zahlreiche kleine bunte Häuser, die Gassen waren mit Kopfsteinen
gepflastert…
Wenn die Schweden eines gerne tun, dann ist es sich über das Wetter zu unterhalten. Und das Winterwetter hier in Schweden ist auch zurzeit Gesprächsthema Nummer eins. Denn nach mehreren ”warmen” Wintern ist es hier nun seit einer Woche so eiskalt, dass die Schweden zufrieden sind.
Am vergangenen Dienstag, 5. Januar, strömten zahlreiche Besucher in das kleine Vadstena, der Stadt der Heiligen Birgitta von Schweden. Denn an diesem Tag stand im Kloster Pax Mariae der Birgittaschwestern ein historisches Ereignis an, das man vielleicht nur einmal im Leben erlebt: zum dritten Mal nach der
Reformation wurde in Schweden eine Äbtissin geweiht. Schwester Jenny Maria OssS wurde bereits Ende November zur neuen Äbtissin gewählt und übernahm das Amt von Mutter Karin, die 26 Jahre lang das
Kloster in Vadstena leitete.
Versammelt hatten sich in der Kirche der Birgittaschwestern am Nachmittag des 5. Januars etwa 250 Gäste, darunter auch viele Ordensleute, Priester und nicht zuletzt der schwedische Bischof Anders
Aborelius.
Während der Festmesse ermunterte Mutter Maria ihre Mitschwestern unter anderem immer wieder dazu, nach den Ordensregeln zu leben, die die Heilige Birgitta im 14. Jahrhundert aufstellte. Als
Zeichen dafür bekam Mutter Maria von Bischof Anders Aborelius die Ordensregeln überreicht und er erteilte ihr den Segen für ihre neue Aufgabe.