Disse tyskerne! So schimpfte eine Frau am Tag meiner Ankunft über die deutschen Kreuzfahrttouristen, die mit mir an einem späten Sommerabend erstmals durch die bergensische Altstadt flanierten. Der Frau war klar, dass die meisten von ihnen bald wieder verschwunden sein würden. Doch ich hatte vor zu bleiben!
Die nächsten 11 Monate ist die sicherlich schönste aller norwegischen Städten zu meiner Heimat geworden. Die meiste Zeit habe ich mit meinen Mitpraktikanten Benedikt und Johannes an unserer Einsatzstelle, dem St. Paul Gymnas, verbracht. Hier haben wir uns als Lehrer im Deutschunterricht versucht, Klausuren und Vertretungsstunden beaufsichtigt, ein Jahrbuch erstellt und vieles mehr.
Nun ist meine Zeit in Estland also schon zu Ende. Ich hätte nicht gedacht, dass die zehn Monate so schnell rumgehen und ich so viel erlebe. Ich habe so viele tolle
Menschen kennengelernt, viele schöne Orte gesehen und viel über mich selbst gelernt.
Nun ist mein Praktikum tatsächlich vorbei! Das kann ich kaum glaube, denn die letzten zehn Monate sind wie im Flug vergangen und waren doch bis zum Rand gefüllt mit unglaublich vielen neuen Erlebnissen und
Erfahrungen.
Tun wir einfach mal so, als wüssten wir nicht, dass heute der schwedische Nationalfeiertag ist, dann können wir sagen: Heute haben alle ihre Flaggen nur für mich gehisst! Es ist der 6. Juni 2024 und ich mache mich mit einem riesigen Koffer auf nach Schweden. Ich muss zugeben, erst war ich skeptisch, ob ich mit meinem schweren Reisegepäck flink durch die Gegend komme – vom Flughafen zum Zug und dann auch noch ein Umstieg… Aber das Glück oder vielleicht doch eher der Liebe Gott war mit mir: Der Flug kam eher als geplant an, mein Koffer war der vierte auf dem Gepäckband und ich bekam noch den früheren Zug – ohne Umstieg bis nach Rättvik.
Plötzlich sind es nur noch zwei Monate. Die letzte Zeit ist wirklich wie im Flug vergangen. Erst durfte ich die Halbzeit meines Aufenthaltes festhalten. Und damit wendete sich plötzlich der Blick von "schon x Monate hier" zu "noch x Monate". Gleichzeitig bin ich sehr dankbar für alle Erfahrungen und Erlebnisse. Inzwischen fühle ich mich in Stockholm vollumfänglich angekommen, habe Freunde gefunden, kenne mich in der Stadt aus. Mein Schwedisch genügt den Anforderungen der allermeisten Konversationen und es macht mir weiterhin viel Freude, Land und Leute täglich ein bisschen kennenzulernen.
So richtig begreifen konnte ich es noch nicht, als ich mich am 26.04 von meiner Einsatzstelle endgültig verabschieden musste, dass meine Zeit hier jetzt wirklich zu Ende ist. Vor 8 Monaten ging mein Zug nach Kopenhagen, vor 8 Monaten bin ich zum ersten Mal von zu Hause ausgezogen und 8 Monate lang habe ich nun in der dänischen Hauptstadt gelebt.
Anstatt der Dunkelheit und dem Schnee zu entfliehen, haben wir uns im Februar noch weiter nördlich nach Tromsø gewagt. Im Gästehaus der Karmelitinnen durften wir, die Praktikanten aus Bergen, uns gemeinsam mit Benjamin und Ben aus Trondheim einquartieren. Von dort aus sind wir täglich zu Skitouren auf der benachbarten Langlaufstrecke aufgebrochen oder haben Erkundungstouren in der Ortschaft veranstaltet. Jeden Abend sind wir natürlich unserer geteilten Leidenschaft für Kartenspiele nachgegangen.
Seit Januar arbeite ich nun montags immer in der Schule und übernehme dort alles, was so anfällt. Von Unterricht vorbereiten über Deutschstunden vertreten bis hin zum Laminieren und Kopieren (wobei ich mittlerweile Profi bin, auch wenn es der estnische Drucker einem manchmal schwer macht) ist alles dabei. Es ist sehr spannend, zu sehen, wie Deutschunterricht für
Nicht-Muttersprachler abläuft und wie man eine so, wie ich finde, schwierige Sprache erlernt.
Man sagt ja, in Norwegen sollte man über die dunkle Jahreszeit viel Vitamin D zu sich nehmen, um fit zu bleiben. Ich hatte mir mein eigenes Ermunterungsprogramm zusammengestellt. Als Stammgast in meinem Osloer Irish Pub habe ich einen interessanten Freundeskreis aus Schotten, Iren und Celtic Fans aus aller Welt gewonnen. Gemeinsam fiebern wir bei jedem Celtic Spiel. Ich gelte als das Orakel aus Germany.
Seit Januar habe ich viel erlebt. So ging es für mich im Februar nach Reykjavik, um meinen neuen Mitpraktikanten Malte zu besuchen.
Nach dem ich kurz darauf aufgrund eines kleinen Autounfalls einige Wochen flach lag, konnte ich Ende Februar mit viel neuer Kraft wieder in meinen Arbeitsalltag starten. Ich half den BewohnerInnen des Altenheims dabei, isländische Gebäcke zu backen, Frühlingsdekorationen zu basteln oder zu gärtnern. Nach einer so langen Zeit war es schön, endlich wieder arbeiten zu können!
... Dieses Lied haben wir im März und April ca. 5-mal pro Woche in der Kindergarten- und der Grundschul-AG gehört. Die Kindergarten-AG ist zu Beginn der Frühlingsferien im April geendet, dadurch sind die Ohrwürmer nicht mehr ganz so schlimm. Im April hatten wir Besuch von Anna und Ricarda aus Vadstena. Zusammen durften wir mit der 9. Klasse für einen Projekttag in den Wald nach Phäni fahren. Dort haben wir viel über die Geschichte des Waldes in Estland erfahren und durften auch selber ein paar Bäume pflanzen. Das war zwar anstrengender als gedacht, hat aber trotzdem Spaß gemacht.
Endlich Frühling!
Der Frühling hat lange auf sich warten lassen. Erst gab es am Ostermontag einen ökumenischen Spaziergang bei strahlendem Sonnenschein durch Vadstena mit anschließender "Fika" (Kaffeerunde) im Garten. Am nächsten Tag lag wieder Schnee und wir konnten einen Schneemann bauen. Und auch nachdem Ricarda und ich Marit und Svea in Estland Mitte April besucht hatten, schneite es wieder als wir zurückkamen.