Die erste Woche an meinem Einsatzort in Rättvik begann mit den medarbetardager. Medarbetardager, das bedeutet eigentlich so etwas wie "Mitarbeiter*innentage", aber an diesem Ort bedeutet es, dass sich für mich die perfekte Gelegenheit bot, meine neuen Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen, die viel mehr sind als Menschen, mit denen man "nur" zusammenarbeitet.
Nach einer langen Zugfahrt und einem Zwischenstopp in Kopenhagen bin auch ich mit einer Menge Gepäck vor einer Woche als letzte Praktikantin in Vadstena angekommen. Zum Glück wurde ich von Schwester Katharina am Bahnhof abgeholt und habe Hilfe mit meinem Gepäck bekommen.
Ich bin gerade erst angekommen und habe noch gar nicht richtig realisiert, dass ich hier viele Monate verbringen werde, aber gleichzeitig fühlt es sich so an, als wäre ich schon ewig hier. In meiner ersten Woche habe ich von meinen Mitpraktikantinnen Emily und Luisa das Gästehaus gezeigt bekommen und wurde in die Arbeit hier im Gästehaus eingeführt.
Der Satz "Herre visa mig vägen och gör mig villig att vandra den" war einer der ersten schwedischen Sätze, den ich bei meiner Ankunft hier im Gästehaus des Birgittaklosters in Vadstena gehört habe. Ein Grund dafür war vor allem die Tatsache, dass dieser ein Teil des WLAN-Passworts hier im Gästehaus ist – aber PSSSSSST!
Kurz darauf habe ich zudem erfahren, dass er auch so etwas wie der Leitspruch des Klosters ist und auch über der Eingangstür der Kirche des
Klosters steht. Auf Deutsch übersetzt bedeutet der Satz: "Herr, zeig mir den Weg und mach, dass ich diesen gehen will."
Acht Wochen sind Alex, Jonas und ich mittlerweile in Bergen. In dieser Zeit haben wir so viel erlebt, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.
Kaum in Bergen angekommen, sind wir an einem der ersten Wochenenden zusammen mit Pater Lukas für ein Kennenlernwochenende nach Trondheim geflogen, Norwegens drittgrößter Stadt hinter Oslo und Bergen.
Nun ist es schon 8 Wochen her, dass ich Deutschland verlassen habe. Seit meiner Ankunft hier am Flughafen in Bergen hatte ich jedoch nur wenig Zeit, um an die Heimat zu denken. Vermutlich liegt es daran, dass wir, meine Mitpraktikanten Jonas, Jonatan und ich, bisher viel auf Trapp gehalten werden. Sei es durch die Arbeit am St. Paul Gymnas im Deutschunterricht und in der Verwaltung oder die Wochenenden, an denen wir viele Touren und Reisen unternehmen. So waren wir bereits mit unserem Mentor Lukas in Trondheim, um die Stadt kennenzulernen, auf einer Klassenfahrt mit der VG1 (11. Klasse) am Hardangerfjord und in Voss, der Adrenalin-Hauptstadt Norwegens, mit den Lehrern der St. Paul Skole.
Am 04. August bin ich mit sehr viel Vorfreude auf Neues in Frankfurt in den Flieger nach Bergen gestiegen. Heute, knapp 2 Monate später kann ich rückblickend sagen, dass die Vorfreude mehr als berechtigt war. Direkt zu Beginn haben Jonatan, Alex (meine beiden Mitpraktikanten) und ich Bergen von seiner schönsten Seite kennengelernt.
Bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen haben wir begonnen, die Stadt sowie die Natur um Bergen auf eigene Faust zu erkunden; unter anderem durch Wanderungen auf dem Fløyen (einer der sieben Hausberge) oder durch das Besichtigen der Festung, dem Stadtteil Bryggen und den vielen Parks.
Auszureisen vom mondänen Studentenleben der Frankfurter Uni in eine spirituelle Gemeinschaft, auf einen Berg in einen Wald in Schweden: Vielleicht würde man das als mutigen Schritt bezeichnen. Ich fühle mich jedenfalls ganz schön mutig, als ich den Flieger am Frankfurter Flughafen betrete. Im Handgepäck liegt – wie kitschig! – "Der Philosophische Glaube", ein Buch von Karl Jaspers. Was will man als Philosophiestudent an so einem Ort? Oder genauer: Was will ich an so einem Ort?
Wer "Berget" googelt, der findet schnell, dass es nahe des Städtchens Rättvik liegt, am See Siljan. Ich bin mal in den Vogesen durch einen See hindurch geschwommen. Das war ein großartiges Gefühl. Man fühlt sich ein wenig wie Christopher Columbus. Dafür ist der Siljan wohl zu kalt und zu groß. Aber die Zehenspitzen eintauchen, das wird gehen! Das muss gehen!
Seit einem Monat bin ich jetzt schon in Vadstena. Es kommt mir so vor, als wäre ich gerade erst angekommen und gleichzeitig schon mein Leben lang hier. Besonders die Leute machen diesen Ort so unglaublich heimatlich.
Das Kloster und das Gästehaus, in dem die Volontärinnen arbeiten, liegen direkt am See. Der Vättern bietet allerdings neben einer traumhaften Aussicht von den Zimmern und wunderschönen Spaziergängen am See auch die tägliche Möglichkeit zum Baden.
Täglich baden wir allerdings nicht. Trotzdem sind wir Volontärinnen schon zahlreiche Male im See schwimmen gewesen (zweimal sogar mit unserer Schwedischlehrerin).